Ephialtes : eine pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alptraume und Alpdämonen des klassischen Altertums / [Wilhelm Heinrich Roscher].
- Wilhelm Heinrich Roscher
- Date:
- 1900
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Credit: Ephialtes : eine pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alptraume und Alpdämonen des klassischen Altertums / [Wilhelm Heinrich Roscher]. Source: Wellcome Collection.
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![den Mittelpunkt des Romanes bildet, hat sich vor den Nach- stellungen des Königs von Babylon auf eine Wiese geflüchtet, wird aber von dort durch einen Alpdämon, der in Gestalt eines Bockes der schönen Sinonis [im Schlaf] zusetzt, vertrieben. Da Iamblichos von syrischer, also semitischer, Abstammung und in Babylon erzogen war, so haben wir, wie schon Mannhardt (Ant. Wald- u. Feldkulte S. 144) mit Recht vermutet hat, in dein roäyog höchst wahrscheinlich einen sogenannten sair, d. h. Bock, also einen jener den Panen, Satyrn und Faunen wesensverwandten Feldgeister oder Feldteufel, die mehrfach im alten Testamente ge- nannt werden, zu erblicken (vgl. auch Rohde, D. griech. Roman S. 367 Anm. 1. Winer, Bibi. Realwörterb.3 I, 422 f.).n) 2) Eine ganz ähnliche Geschichte von einem in Satyrgestalt auftretenden erotischen Alpdämon erzählt Philostratos im Leben des Apollonios v. Tyana (6, 27). Als Apollonios, heisst es, und seine Begleiter in einem äthiopischen Dorfe unweit der Katarrhakten des Nils eingekehrt waren und das Abendessen einnahmen, hörten sie plötzlich ein Geschrei von Weibern, die sich einander zuriefen: 'Greift ihn und verfolgt ihn’! und auch ihre Männer aufforderten, den 'Ehebrecher zu züchtigen. Das Dorf wurde nämlich schon seit zehn Monaten von dem Gespenst eines Satyrs heimgesucht, der es auf die Frauen abgesehen hatte und zwei derselben, in die er ganz besonders verliebt war, sogar ermordet haben sollte.72) Es wird nun weiter erzählt, wie Apollonios den dämonischen Satyr zähmte und unschädlich machte, indem er ihn ebenso wie Midas den Silen (oder Satyr) durch Wein berauschte und in eine nahe gelegene Nymphengrotte bannte. Eine weitere Parallele zu dieser Geschichte fügt Philostratos aus eigener Erfahrung hinzu, indem er sagt: öarvQovg de elvcd re xcc'i eQarixäv aitreafrca tiij ajiiOräaeV 01 da yao xara vrjv Afjpvov räv euavrov nva töqh'xoov, 71) Mehr bei Bochart, Hierozoikon ed. Rosenmüller 111,82 8; vgl. auch Politis, MeXexij ent x. ßiov x. vscox. 'EXX. II, 46g f. Soldan-Heppe, Gesch. d. Hexenprozesse I 175 ff. 72) Ein ganz ähnlicher Buhlteufel (ßAßfioöaLog) wird im Buch Tobiä 3, 8 erwähnt. Er war in Sara, die Tochter Raguels verliebt (6, 15) und hatte deren sieben Ehegatten hintei’einander in der Brautnacht getötet. Tobias bannt ihn durch die Verbrennung einer Fischleber in die Wüste (8, 2 ff.). Vgl. darüber v. Baudissin in Herzogs-Plitts Encyclopädie unter Asmodi und Kohut, Jüd. Angelologie u. Dämonologie in ihrer Abhängigkeit vom Parsismus = Abhdlgeu. d. D. Morgenl. Ges. 1866 IV S. 72 ff., wo die persische Herkunft dieses Dämons wahrscheinlich gemacht wird.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2487677x_0036.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)