Ephialtes : eine pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alptraume und Alpdämonen des klassischen Altertums / [Wilhelm Heinrich Roscher].
- Wilhelm Heinrich Roscher
- Date:
- 1900
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Credit: Ephialtes : eine pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alptraume und Alpdämonen des klassischen Altertums / [Wilhelm Heinrich Roscher]. Source: Wellcome Collection.
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![mit langen grauen Bärten, welche zur Zeit des Vollmonds ins Zimmer schlüpfen, um die Schlafenden zu würgen: „Ein Bauer, der oft von ihnen geplagt wurde, befragte die Nachbarn um Rat und zündete, sobald er merkte, dass die Kaukie kamen, eine Fackel an: da mieden sie ihn, denn sie fürchten das helle Licht. Ein anderer in gleicher Not kaufte auf den Rat des Pfarrers drei Hähne, die er stets wach hielt, so dass sie auch in der Nacht krähten. Kaum hatten in der nächsten Nacht die Kaukie wieder angefangen ihn zu quälen, so krähten die Hähne, und die Kaukie verschwanden.“ Auch der Umstand, dass Elohim dem Jakob, der ihn nach seinem Namen fragt, diesen nicht nennen will, deutet entschieden auf einen Alptraum. Nach germanischem Aberglauben muss man den Alp, um ihn zu fangen, d. h. in seine Gewalt zu bekommen, bei seinem wirklichen Namen nennen (Wuttke, Deutscher Volks- aberglaube2 § 404). 'Gegen [die oft als Alpe auftretenden] Hexen- tiere schützt man sich und zwingt sie, ihre menschliche Gestalt wieder anzunehmen (wobei die Hexe meist nackt dasteht), wenn man sie dreimal beim Taufnamen ruft’ (Wuttke § 415).11 111) Ge- nau derselbe Volksglaube lässt sich auch bei den slavischen Wenden nachweisen, deren Alpdämon Murawa heisst (Laistner I, 41 f.): „Vermutet man ohngefähr, wer es sei, den man [als Alp] auf sich liegen fühlt, so muss man ihn beim Namen rufen, und die Murraue entweicht“ (Laistner I, 50). Dies Motiv spielt eine grosse Rolle in zahlreichen von Laistner a. a. 0. I 213 ff', gesammelten Märchen und Sagen, unter denen die vom 'Rumpel- stilzchen’ die bekannteste ist. Wenn es ferner in der Genesislegende heisst, dass Jakob aus dem nächtlichen Bingkampfe mit Elohim eine Verrenkung, d. h. Lähmung, der Hüftpfanne davongetragen habe, so lässt sich auch dieses Motiv ohne Schwierigkeit aus dem Bereiche der Alpträume 11 1) Vgl. auch Grohmann, Aberglauben und Gebräuche aus Böhmen und Mähren S. 26 No. 126 (Laistner a. a. 0. I, 50): „Wenn der Heimgesuchte die auf ihm hockende Tiergestalt [des Alps] mit dem Namen derjenigen Person an- spricht, welche in solcher Tierverwandlung den Alpdruck ausübt, so steht diese in ihrer eigenen Gestalt vor ihm und kann nicht mehr schaden.“ Ein Satz des Davoser Volksglaubens lautet: Kennt man den Namen eines Doggi (= Alp) oder eines Fänken, so hat man sie in seiner Gewalt (Val. Bühle», Davos in seinem Walserdialekt 1,365 Nr. 28 = Laistner I, 213). S. auch Kroll im Rh. Mus. 1897 S. 346.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2487677x_0048.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)