Vorlesungen über Befruchtung und Ei-Bildung des Menschen und der Thiere, gehalten im Naturgeschichtlichen Museum zu Paris im Jahre 1836 / Deutsch bearbeitet unter der Redaktion des Dr. Friedrich J. Behrend.
- Flourens, P. (Pierre), 1794-1867
- Date:
- 1838
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Credit: Vorlesungen über Befruchtung und Ei-Bildung des Menschen und der Thiere, gehalten im Naturgeschichtlichen Museum zu Paris im Jahre 1836 / Deutsch bearbeitet unter der Redaktion des Dr. Friedrich J. Behrend. Source: Wellcome Collection.
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![arteriellen und venösen Gefässe und besonders auch aus der Bil- dung der Herzhöhlen ableiten. Das Phänomen der Bewegung lässt sich ohne Schwierigkeit auf die Muskelkraft zurückführen, und selbst der feinere Einfluss des Nervenfluidums auf die ele- mentaren Fiebern der Muskeln lässt sich leicht durch ein ein- faches Experiment nachwersen; denn man braucht nur den Ner- ven zu durchschneiden, um die Mobilität und Sensibilität des Muskelgewebes zu zerstören und jene flüchtige, feiue und gleich- sam elektrische Einwirkung aufzuheben. Der Nerv seinerseits aber bedarf, um mit Freiheit zu wirken, ein besonders beschaf- fenes Blut, denn das dunkle, venöse lähmt ihn, und macht ihn unfähig zu seinen Verrichtungen, während das helle, arterielle hingegen ihm eine grössere Kraft und Energie mittheilt. Beschränkte man sich nun aber auf das physische Studium des Menschen allein, so vermöchte man nicht, jene bald zu-, bald abnehmenden (Croissants et decroissants) Beziehungen, in welchen die Organisation zu den Funktionen steht, einzusehn; um diess zu können, muss man nothwendig in die Werkstätte der Natur hinabsteigen, wo alle lebenden Materialien im Vor- aus zubereitet werden. In der vergleichenden Anatomie nämlich können die in jeder Thierklasse verschiedenen organi- schen Bildungen als eine Reihe von Versuchen betrachtet wer- den, die die Natur gemacht hat, indem sie bald Theile hinzu- fügte, bald fortnahm, bald modihcirte, gerade so wie wir es mit Leichtigkeit bei den unorganischen Körpern auszuführen im Stande sind, und wodurch die Natur uns selbst ihre Modifikatio- nen, Einschränkungen oder Hinzufügungen vor das Auge führte. Und diess wahrhaft analytische Studium der lebenden Körper zeigt uns auf eine viel vollständigere Art das mächtige Band, welches z. B. den Muskel an den Nerven und den Nerven an die Res- piration knüpft. So sind die Vögel einer sehr kräftigen Ortsbewegung fähig, um das leicht verschiebbare Medium besiegen zu können, wel- , ches ihnen bei ihren Bewegungen zum Stützpunkt dient. Das Fortbewegen auf dem elastischen atmosphärischen Fluidum er- fordert, dass die Kraft der Muskeln fortdauernd durch eine kräfr tige Respiration unterhalten werde, welche letztere das Blut mit Schnelligkeit belebt, damit dieses wieder den Nerven reize, des- sen Finfluss auf den Muskel kräftige Kontractionen in demsel- ] •](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29309608_0009.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)