Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren.

  • Tandler, Julius, 1869-1936.
Date:
1913
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Credit: Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren. Source: Wellcome Collection.

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    hört die Tatsache, daß die Periodizität in der Entwicklung des Geweihes bei manchen Cerviden nach der Kastration erhscht, unter bestimmten morphologischen Veränderungen des Geweihes. Ähnliches sehen wir auch bei Antilocapra americana, dem einzigen Cavicornier mit periodi- schem Abwurf des Gehörnes. Unter diesem Gesichtspunkte sind wohl auch die übrigen periodisch auftretenden Geschlechtsmerkmale, die Brunstcharaktere, zu verstehen, von denen wir wohl annehmen können, daß sie in letzter Linie durch eine periodische Änderung der sie auslösenden Hormone hervorge- rufen werden. Hier bildet sich mit dem Wegfall der Gonaden das be- treffende Merkmal zurück, um nie wieder seinen Höhentypus zu er- reichen; ebenso wird das Individuum der periodischen Brunstcharaktere verlustig, wenn die Altersinvolution der Keimdrüsen eintritt. Während das Verschwinden der periodisch auftretenden Merkmale nach dem vorzeitigen Verlust der Gonaden sich mit jenem nach Alters- involution derselben im allgemeinen deckt, sehen wir andererseits, daß die konstanten Geschlechtsmerkmale in dem Grade und der Art ihrer Reaktionsfähigkeit eine gewisse Abhängigkeit von jenem Zeitpunkte zeigen, zu welchem die Wirksamkeit der Hormone endgültig unter- brochen wird. Diese Differenz ist vielfach zurückzuführen auf die ge- ringere Reaktionsfähigkeit, welche das Soma mit fortschreitendem Alter zeigt, aber auch auf eine Komponente der innersekretorischen Tätigkeit der Keimdrüse, welche vorderhand noch unbekannt ist. Denn, abgesehen davon, daß die im höheren Alter gleichsam erstarrten Formen überhaupt eine geringere Wandlungsfähigkeit zeigen, unterscheidet sich doch der Spätkastrat von emem gleichalterigen Individuum, dessen Keimdrüsenfunktion physiologischerweise erloschen ist. Selbst passagere Unterbrechungen resp. Herabsetzungen in der innersekretorischen Tätigkeit der Gonaden erzeugen der Kastration analoge Veränderungen des Soma, wie sich dies an den Säugern beispielsweise in der Gravidität zeigt. Wir haben bisher die Wandelbarkeit der Geschlechtsmerkmale und ihr korrelatives Verhältnis zu den Keimdrüsen besprochen, ohne auf die Spezifizität der Keimdrüse bezüglich ihrer heterosexuellen Wir- kung Rücksicht zu nehmen und woUen nunmehr auch dieses Verhalten erörtern. Die Spezifizität der Keimdrüsen ist gerade in jüngster Zeit durch die Untersuchungen Steinachs bewiesen worden. In Hinsicht auf die leichtere Manifestation der ursprünglichen Speziesmerkmale verhalten sich wohl die beiden Arten von Keimdrüsen bei ihrem Weg- fall gleich, wenn auch diese Tatsache vielfach auf den ersten Blick nicht klar zutage zu treten scheint. Anders verhält sich dies, wenn wir auf jene extremen Geschlechtsmerkmale übergehen, deren Ausbildungsart so verschieden ist, daß sie bei dem einen Geschlechte ad maximum ent- wickelt sind, bei dem anderen vollkommen fehlen, wo also die Geschlechts- differenzen am ausgeprägtesten süid. Vor allem ist zu bemerken, daß die Größe dieser Geschlechtsdifferenzen sich keinesfalls in Parallele bringen läßt mit der phylogenetischen Stellung der betreffenden Art in der Entwicklungsreihe. So sehen wir bei einzelnen Säugern diese