Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren.

  • Tandler, Julius, 1869-1936.
Date:
1913
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Credit: Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren. Source: Wellcome Collection.

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    gefolgert, daß die Geschlechtscharaktere von der Keimdrüse unab- hängig sind. Dieser Schluß ist kein zwingender, denn es wäre möglich, daß bei der kurzen Spanne Zeit, welche den Schmetterlingen von dem Augenblick der vollendeten Entwicklung bis zum Momente der Begat- tung bleibt, sozusagen die Determination der Geschlechtsmerkmale schon sehr frühzeitig, jedenfalls früher als im Stadium der vorgenommenen Versuche erfolgt. In diesen frühesten Stadien könnte der Keimdrüse immerhin eine Einflußnahme auf die Geschlechtsmerkmale zukommen. Auf keinen Fall kann die Gültigkeit dieser Versuchs- ergebnisse für andere Lebewesen, am allerwenigsten für die Vertebraten zugegeben werden. Mit der Annahme Meisenheimers, daß die Geschlechtsmerkmale schon ab ovo determiniert erscheinen, ist der eigentlichen Erkenntnis kein Dienst getan, mit Entschiedenheit müssen wir weiter gegen die Angaben Meisenheimers über den Mangel der innersekretorischen Wirk- samkeit der Keimdrüsen Stellung nehmen. Eine solche ist heute wohl über jeden Zweifel erhaben und kann gewiß nicht — wenigstens für die Wirbeltiere — durch die Versuche Meisenheimers er- schüttert werden. Wenn dieser Autor sich in seiner Argumentation auf die Experimente an Vögeln und Säugern bezieht, weiter die Dar- stellung Haibans als Beweismaterial benützt, so müssen wir vorweg- nehmen , daß diese von ihm angezogenen Belege teüs mangelhaft, teils fehlerhaft sind. Dahin gehören auch die Angaben Roerigs, welchen wir, wie später dargelegt werden soll, einwandsfreie Experi- mente entgegenstellen können. Hier müssen endlich die Versuche von Regen an den Larven der Feldgrille (Gryllus campestris) Erwähnung finden, deren Beweiskraft nach Kammerer anzuzweifeln ist. Kastration bei Wirbeltieren. An die Spitze unserer Betrachtungen über die Kastration der Wirbel- tiere wollen wir die einschlägigen Versuche bei Amphibien stellen. Versuche Steinachs (1894) lehren, daß bei Fröschen die sogenamiten sekundären Geschlechtsmerkmale — sowohl funktionelle wie somati- sche — in gewisser Unabhängigkeit von den Keimdrüsen präexistieren, daß aber ihr Wachstum, ihre Reifung und volle Ausbildung an das Vorhandensein der Keimdrüsen gebunden sind, von welchen die diese „echt sekundären Geschlechtscharaktere befördernden Einflüsse aus- gehen. Die Brunstorgane des braunen Landfrosches machen m jedem Jahre zyklische Veränderungen durch, sobald die Tiere einmal geschlechts- reif geworden smd. Die spezifischen Brunstorgane des Landfrosches sind die Samenblasen, die Daumenschwielen und gewisse Muskehi des Vorderarmes. Alle diese Teile vergrößern sich nicht erst um die Brunst- zeit, sondern schwellen schon und vergrößern sich, wenn die Spermato- genese ihren jährlichen Zyklus beginnt.