Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren.

  • Tandler, Julius, 1869-1936.
Date:
1913
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Credit: Die Biologischen Grundlagen der sekundaren Geschlechtscharacte / von dr. Julius Tandler ... und dr. Siegfried Grosz ... Mit 23 textfiguren. Source: Wellcome Collection.

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    worfen werden, bisweilen auch zu Perückengeweihen sich aus- bilden. 10. Totale Kastration zur Zeit des völlig ausgereiften Geweihes bewirkt, daß das Geweih vorzeitig abfällt und danach ein nie ausreifendes Geweih entsteht. In einer späteren Arbeit hat Roerig über die Wirkung der Kastra- tion auf die Schädelbildung bei Cervus mexicanus berichtet und auf Grundlage genauer Messungen an einem Kastraten der genannten Spezies die folgenden allgemeinen Resultate erhoben. Die Kastration, im jugendlichen Alter durchgeführt, bewirkt Größen- und Formver- änderungen des Schädels. Durch die Operation kommen gewisse, allerdings wenige Charaktere, welche dem Schädel des Männchens eigentümlich sind, noch zur Geltung, andere werden in ihrer Entwick- lung gehemmt, einige völlig ausgelöscht. Dagegen tritt eine be- trächliche Anzahl von Charakteren des weiblichen Schädels in die Erscheinung und zwar in einem solchen Grade, daß der Kastratenschädel einem typischen Schädel des Weibchens ähnlich wird. Endlich hat Roerig in einer Arbeit über die Gestaltung und Korre- lation zwischen abnormer Körperkonstitution der Cerviden und Greweihbildung derselben (1907) die korrelative Beziehung zwischen Genitale und Geweihbildung neuerlich behandelt. Für Roerig beweist die Phylogenie, daß das Geweih infolge der Sexualkämpfe der ältesten Cerviden entstanden sei. Die Ontogenie aber erweist den sexuellen Charakter der Geweihe durch die Tatsache, daß ein zum Sexualkampf geeignetes Geweih erst dann entsteht, wenn das männliche Individuum dieser Tiergattung geschlechtsreif geworden ist. Die Entwicklung von Geweihen sei selbst bei Anwesenheit nor- maler weiblicher Genitalien keineswegs ausgeschlossen. Die vor- kommenden Fälle von Geweihlosigkeit oder das Ausbleiben einer Geweili- hälfte erklärt Roerig durch die Untüchtigkeit beider Geschlechts- drüsen in Beziehung auf die Geweihentwicklung im ersteren Falle, durch die Untüchtigkeit eines Testikels im letzteren Falle. Die Wir- kungsweise dieser einseitigen Untüchtigkeit sei eine transversale. Auch mehrjährige Unterdrückung des Begattungstriebes ist nach Roerig die Ursache der abnormen Geweihbildung. Die vielfach beobachtete Geweihbildung beim weiblichen Reh steht im Zusammenhang mit dem Zustande der Geschlechtsdrüsen. Es ist Geweihbüdung bei fruchtbaren und solche bei unfruchtbaren Individuen zu unterscheiden. ,,Ist Fruchtbarkeit erwiesen, oder doch wahrscheinlich, dann resul- tiert ein schwaches Geweih von geringen Dimensionen. Je wahrschein- licher aber die Unfruchtbarkeit wird oder schließlich sich als gewiß herausstellt, desto mehr nehmen die Dimensionen des Geweihes zu. Die Geweihe weiblicher Rehe mit anscheinend normalen Genitalien weichen von jenen männlicher Individuen in hohem Grade ab. Sie werden nicht gefegt und in der Regel nicht gewechselt, nur fruchtbare