Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende / von Eduard Henoch.
- Henoch, E. (Eduard Heinrich), 1820-1900.
- Date:
- 1899
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Credit: Vorlesungen über Kinderkrankheiten : ein Handbuch für Aerzte und Studirende / von Eduard Henoch. Source: Wellcome Collection.
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![Die UntevsLicliung der ]\luiul- und Raclieiiliölile bietet bei einiger Uebung nur selten Schwierigkeiten dar. Ocflnct das Kind, wenn man es dazu auffordert, nicht von selbst den Mund, so thut man am besten, mit dem Zeigefinger die kindliclie Unterlippe über den unteren Kiefer- rand zu scliieben und gegen denselben anzudrücken, wobei auch die Ge- fahr des Beissens für den Arzt vermieden wird. Denn jeder Versuch dazu muss dem Kinde, dessen Lippe sich zwischen dem drückenden Finger und den Zähnen befindet, schmerzhaft werden. Der Widerstand, welchen die eigensinnig geschlossenen Kiefer dieser Manipulation ent- gegensetzen, wird bei einiger Beharrlichkeit meistens rasch überwunden, zumal wenn man durch Zusaramendrücken der Nasenlöcher das Kind nüthigt, durch den Mund Athera zu holen. Sobald man mit dem Finger über die untere Zahnreihe hinaus ist, öffnet das Kind gewöhnlich den Mund hinreichend, um die Mund- und Rachenhöhlc gut übersehen zu können. Im entgegengesetzten Fall kann man dies durch Benutzung eines Zungenspatels erreichen. Vor Allem sorge man dabei für gute Be- leuchtung der Rachenhöhle, entweder durch helles Tageslicht, oder, wo dies nicht zu haben ist, durch eine kleine Kerze, deren Flamme man vor einem mit derselben Hand gefassten blanken Löffel festlüilt. Mit dieser einfachen, einen Reflexspiegel ersetzenden und überall schnell zu beschaffenden Vorrichtung erzielt man eine vortreffliche Beleuchtung, deren ich mich häufig bediene. Immerhin aber werden Sie es oft mit Kindern zu thun bekommen, welche allen V^ersuchen, den Mund zu öffnen, einen so hartnäckigen Widerstand entgegensetzen, dass man schliesslich ganz davon abstehen oder durch gewaltsames Auseinanderschrauben der Kiefer zum Ziel zu gelangen suchen muss. — Um nun die erhaltenen L'ntersuchungsresultate für die Diagnose ver- werthbar zu machen, müssen Sie die Kenntniss der Momente sich an- eignen, durch welche sich gewisse Befunde im kindlichen Alter, und zwar im gesunden Zustand, von den gleichen bei Erwachsenen unter- scheiden, damit Sie nicht, was sonst leicht geschehen könnte, in die Lage kommen, normale Verhältnisse als pathologische anzusprechen. Zu- nächst mache ich auf die Differenzen aufmerksam, welche der Charakter des normalen Athcrageräusches in den verschiedenen Lebensaltern dar- bietet. In den ersten Wocheji und Monaten nach der Geburt ist das Geräusch noch ziemlich schwach, weil die kurze oberflächliche Respiration nicht ausreicht, die Lutt kräftig durch die Bronchien zu treiben, und aus diesem Grund giebt auch die Percussion in diesem Alter am ganzen Thorax einen minder sonoren Schall. Aber schon von der Milte des ersten Jahrs an beginnt das Athmungsgeräusch jene Eigenschaften an-](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21501270_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)