Grundriss der hämatologischen Diagnostik und praktischen Blutuntersuchung : ein Leitfaden für Anfänger Studierende und praktische Ärzte / [Artur Pappenheim].
- Pappenheim, Artur, 1870-1916 or 1917.
- Date:
- 1911
Licence: In copyright
Credit: Grundriss der hämatologischen Diagnostik und praktischen Blutuntersuchung : ein Leitfaden für Anfänger Studierende und praktische Ärzte / [Artur Pappenheim]. Source: Wellcome Collection.
17/304 (page 3)
![Abgesehen aber von dieser eben genannten spezifischen degenora- tiven Veränderung und dem Nachweis der Erreger bei den Protozoen- krankheiten, sind alle sonstigen hämatologischen Veränderungen des Blutes lediglich oder doch wesentlich Folgesymptome von sekundären Reaktionen oder primären Affektionen des hämatopoetischen, lympha- tischen oder myeloischen Apparates, der auf die verschiedensten Ur- sachen zumeist prinzipiell in der gleichen Weise, auf dieselbe Ursache vielfach in graduell verschiedener Weise reagiert. Gewöhnliche Lokalerkrankungen irgendwo im Organismus alterieren das Blut meist überhaupt nicht. Lokale Affektionen ausschließlich des hämatopoetischen Gewebes gehören naturgemäß zu den Seltenheiten und spielen auch hämatologisch keine irgendwie bedeutsame Rolle. In Betracht kommen vornehmlich nur Allgemeinerkrankungen des Körpers, die eben durch ihre Generalisierung das gesamte blutbildende Organsystem in Mitleidenschaft ziehen. Auch hier gibt es nur außer- ordentlich wenige und äußerst seltene, dafür aber umso interessantere Erkrankungen, bei denen dieser Apparat allein oder vornehmlich, bald in idiopathischer und primär plastischer Weise (Leukämien), bald nur sekundär funktionell vom Blut aus (einfache hämorrhagische Anämie) oder durch direkte Vergiftung (perniziöse Annämien, sowie infektiöse, zur Leukozytose führende Irritation [Typhus, Sepsis]) affi- ziert ist. Hier ist die Blutveränderung dann eine direkt sekundäre oder deuteropathische. In den meisten übrigen in Betracht kommenden Fällen ist die mit hämatologischer Blutveränderung einhergehende Affektion des hämatopoetischen Apparates koordiniert konkomittierende und symptomatische bloße Begleitaffektion sonstiger verschiedenartigster, die Gesamtkonstitution toxisch usw. affizierender Krankheiten. Wie also die hämatologischen Veränderungen des Blutes im großen und ganzen nicht Ausdruck spezifischer Erkran- kungen des Blutes, sondern in ihrer Mehrzahl nur symptoma- tischer Ausdruck für Affektionen des blutbildenden Apparates sind, so treten umgekehrt hämatologische Veränderungen des Blutes auch, nur dann und bei den Krankheiten auf, wo der hämatopoetische Apparat primär oder deutoropathisch zufällig in Mitleidenschaft gezogen ist. Schon hieraus ist es klar, daß das Blut nur in einer Zahl von Krankheiten überhaupt mit verändert ist. Wo es aber verändert ist, 1*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b28072005_0017.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)