Grundriss der Militär-Gesundheitspflege / von Martin Kirchner.

  • Kirchner, Martin.
Date:
1896
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Credit: Grundriss der Militär-Gesundheitspflege / von Martin Kirchner. Source: Wellcome Collection.

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    II. Die Sprosspilze. Während die Schimmelpilze durch Spitzenwachsthum zu langen Fäden answachsen und eigene Fruchtträger und Früchte haben, sind die Hefe- oder Sprosspilze auf das Leben der Einzclzelle angewiesen und haben weder Frucht- träger noch Sporen. Ihre Vermehrung geht durch Knospung vor sich, so zwar, dass aus der allmählich sich vergrössernden Mutterzelle an verschiedenen Stellen ihres Umfanges Tochterzellen hervorsprossen. Häufig bleiben Mutter- und Tochterzellen noch lange an einander haften, ja die Tochterzellen werden wieder zu Mutterzellen, während sie noch an ihrer Mutter hangen, und so entstehen die sogen. „Sprossverbände“. Die Hefezellen sind rund oder länglich- rund bis walzenförmig und lassen häufig in ihrem Inneren lichte Lücken er- kennen, welche nicht etwa Sporen sind , sondern von Fetttröpfchen oder dgl. herrühren und „Vacuolen“ genannt werden. Mikroskopisch erkennt man sie leicht an den Sprossverbänden und an der verschiedenen Korngrösse. Sie färben sich leicht mit allen Anilinfarben und werden nach denselben Methoden gezüchtet wie die Bakterien. Die hohe wirthschaftliche Bedeutung der Hefen als Erreger der meisten Gährungen hat, wie erwähnt, Pasteur erwiesen. Die Gährungsindustrie hat sich dem Studium der Hefen mit Eifer zugewendet und gezeigt, dass die Bier- hefen, Saccharomyces cerevisiae, — wir züchten bekanntlich besonders zwei, obergährige, welche bei 14-18° gedeiht und zur Bereitung des Weissbiers dient, und untergährige, welche bei 4-10° gedeiht und zur Fabrikation des Bayrischen Biers benutzt wird — künstlich gewonnene Abarten der zahlreichen in der Natur wild vorkommenden Hefen sind. Auf der Oberfläche der Weinbeeren siedelt sich regelmässig an der Saccharomyces ellip- soideus, eine Hefe, der wir die Gälirung des Weins verdanken. Nicht nur Wein und Bier, auch die Milch wird be- kanntlich vergohren, die Milch von Kühen zu dem sogen. „Kefir“, die Milch von Stuten zu dem berauschenden „Kumys“. Die „Kefirkörner“, welche von dem Fusse des Kaukasus hergesandt werden, sind Gemische von Hefen und Bakterien, von denen noch nicht sicher feststeht, welcher von ihnen der eigentlich wirksame ist. Ausser den gährenden Hefen giebt es farbstoffbildende, die in der Natur sehr verbreitet sind. Die häufigste und grösste derselben ist die Rosa-Hefe, deren Zellen sehr langgestreckt sind, und die sich in der Luft sehr verbreitet findet; demnächst häufig ist die mehr rundliche und viel kleinere weisse Hefe. Beide sind leicht fortzuzüchten, während die seltenere schwarze Hefe den Züchtungsversuchen Schwierigkeiten entgegensetzt. Eine Gälirung vermögen die farbstoffbildenden Hefen nicht einzuleiten. Sie wachsen auf der Gelatineplatte in Form runder, knopfartig erhabener Kolonien, welche wie Tropfen aussehen und die Gelatine nicht verflüssigen. — Pathogene Arten sind unter den Hefen bis jetzt nicht bekannt geworden. Literatur: Flügge, C., Die Mikroorganismen, 2. Aufl. Leipzig 188(1, Vogel. Jörgensen, A., Die Mikroorganismen cler Gährungsindustrie. 2. Auflage. Berlin 1890, Parey. Pasteur, L., Etudes sur la liiere. Paris 1870. Saccharomyces cere- visiae. — Trockenpräpa- rat, gefärbt mit Methylvio- 1 ett. V rgr.900fach. V V aeuo- lon. (NachP. Baumgarten)