Jacques Daviel, ein Gedenk Blatt : Festgabe zum siebenten Internationalen Ophthalmologen Congress in Heidelberg den 8-11 August 1888 / von Otto Becker.
- Becker, Otto, 1828-1890.
- Date:
- 1888
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Credit: Jacques Daviel, ein Gedenk Blatt : Festgabe zum siebenten Internationalen Ophthalmologen Congress in Heidelberg den 8-11 August 1888 / von Otto Becker. Source: Wellcome Collection.
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![Als ich dann nach und nach die Katarakt trotz ihres grossen Umfanges von dem Pupillarrande los- gelöst hatte, sah ich mich genöthigt, die Regenbogenhaut nach unten zweimal einzuschneiden und den Lappen nach unten umzulegen, wozu ich den kleinen goldenen Löffel oder Spatel gebrauchte, dessen ich mich immer bediene, um den losgelösten Hornhautlappen in die Höhe zu heben. Dann drückte ich den beinartigen Staar heraus. Der Kranke rief sogleich, dass er sähe, und in der That erkannte er die verschiedenen Gegenstände, die man ihm zeigte. Die Nachbehandlung war die gewöhnliche und der Verlauf der Heilung ohne Zwischenfälle. Jetzt sieht der Kranke, was er malt, so gut und mit derselben Leichtigkeit, wie vor seiner Erblindung. Er muss sich allerdings eines Glases bedienen, das die herausgenommene Linse zu ersetzen im Stande ist. Obgleich die Pupille nicht die geringste Beweglichkeit hat und sich weder erweitert, noch verengert, so ist die Sehkraft doch keineswegs geschwächt. Die Einschnitte in die Iris sind auch vollständig geheilt, und die Pupille ist rund. Der Kranke war am 20. Tage soweit geheilt, dass er ohne irgend welche Beschwerde zu empfinden aus- gehen konnte. Zweiter Fall eines angewachsenen Staares. Mad. Foudrillon, mit dem Hofmeister des Gen.-Lieut. M. d'Onzembray verheirathet, 32 Jahre alt, cholerischen Temperaments, an Ohnmächten und Gebärmutterkrankheit leidend, hatte grosse Augen und starre Pupillen. Vor sechs Jahren wurde sie von einer beiderseitigen Augenentzündung befallen, gegen die sie alle gewöhnlichen Mittel gebrauchte. Trotzdem war es den behandelnden Aerzten nicht gelungen, die Entwicklung von Staar in beiden Augen zu verhindern. Ich sah sie zuerst am 21. verwichenen Augusts, als die Kranke mich zu konsultiren nach Paris kam. Ich fand die Augen bis auf die Pupillen ziemlich normal. Die 2 ]h Linien weite Pupille des linken Auges war besonders unregelmässig und getrübt; in ihrer Mitte zeigte sich ein weisslicher, perlfarbiger Körper. Die Kranke unterschied die Umrisse der Gegenstände und besonders helle Farben. Ich schloss daraus, dass der Hinter- grund des Auges gesund und ihr Sehvermögen herzustellen sei, dass die Katarakt auch nicht besonders fest verwachsen sei, und dass sie in Folge dessen ohne grosse Mühe zu entfernen sein werde. Der Staar schien mir weich zu sein. Das rechte Auge bot fast denselben Befund. Nur schien mir der bleifarbene Staar fester zu sein. Meine Prognose war wieder zweifelhaft wie bei dem ersten Kranken. Nach gehöriger Vorbereitung führte ich am 25. vergangenen Augusts die Operation leicht aus. Nach Eröffnung der Hornhaut löste ich die verdunkelte Linse vom Pupillarrande los, durchschnitt behutsam die vordere Kapsel, und ein leichter Druck auf den unteren Theil des Augapfels vollendete die Operation. Die Kranke sah, unterschied deutlich die Gegen- stände und erkannte die Leute. Der Verlauf ging bei der üblichen Nachbehandlung ohne üble Zufälle vor sich. Ich wechselte den Verband zuerst am 5. Tage, am 9. Tage liess ich das Auge frei, nur mit einem Stück schwarzer Seide bedeckt, um die Luft abzuhalten. Herr Ribe wohnte dieser Operation bei. Diese beiden Operationen, wahrheitsgetreu berichtet, zeigen deutlich die Möglichkeit, angewachsene Staare mit Erfolg zu operiren. Auch habe ich vor, später eine ausführliche Mittheilung darüber zu veröffentlichen. Ich habe den Staar des rechten Auges der letztgenannten Kranken noch nicht operirt. Ich will erst den Ausgang der vorigen Operation abwarten. Dann wird es mir eine besondere Freude bereiten, den Herren Mitgliedern der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften einen Bericht über den Verlauf der Operation einzureichen, wenn der Bericht, den ich jetzt so frei bin zu übersenden, gütigst aufgenommen wird. PARIS, den 10. September 1758.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21641924_0015.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)