Augenheilkunde und Ophthalmoskopie : für Aertze und Studirende / von Hermann Schmidt-Rimpler.
- Schmidt-Rimpler, Hermann, 1838-1915.
- Date:
- 1889
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Credit: Augenheilkunde und Ophthalmoskopie : für Aertze und Studirende / von Hermann Schmidt-Rimpler. Source: Wellcome Collection.
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![derselben eintreten, dass die Nahe-Arbeit vollständig unmöglich wird. Ich habe Fälle beobachtet, die fast den Eindruck einer plötzlichen Accommodationslähmung machten, aber nach einigen Tagen der Ruhe zurückgingen. Die symptomatische Therapie der Presbyopie besteht in der Verwendung einer angemessenen Convexbrille, die natürlich mit zu- nehmenden Jahren allmählich stärker werden muss. Als allgemeine Regel bei der Wahl derselben gilt, dass sie den Nahepunkt wieder auf 22 cm verlegt, was beim Emmetropen einer Accommodation von 4*5 entspricht. Wenn demnach nach D o n d e r s Zusammenstellung im 45. Jahr a = 35 ist, so würde die entsprechende Convexbrille = 1*0 sein (4*5 — .3'5); im 50. Jahre = 2*0 (4-5 — 2 5). Da aber individuelle Schwankungen vorkommen, so wird man immer durch Vorlegen des betreffenden Glases erst feststellen, ob wirklich mit dem Convexglase kleinste Schrift in 22 cm gelesen werden kann. Doch ist nicht allen Patienten eine, in dieser Weise bestimmte Brille angenehm. Sie haben sich daran gewöhnt, die Schrift weiter hinauszuhalten und sind deshalb oft von einem schwächeren Glase mehr befriedigt. Besonders im hohen Alter wird man dies berüchsichtigen müssen; es kommt hinzu, dass die alsdann erforderlichen Convexgläser wegen ihrer Stärke auch erheblich vergrössern. Ein fünfundsiebzigjähriger Emmetrop hat, da im höheren Alter auch der Fernpunkt hinausrückt, eine H 1*75 erworben bei a = 0. Dieser müsste, um auf 22 cm zu accommodiren, ein Convexglas 1'75 + 4*5 = 6*25 haben. Einmal vergrössert das Glas unangenehm, und dann kann er, bei seiner fehlenden Accommodation, mit dem Convexglase auch gerade nur in 22 cm sehen, während er gewöhn- lichen Druck in etwa 36 cm bequem lesen kann. Ein entsprechendes Glas (2*75 [Brennweite circa 36 cm] + 1*75 = 4'50) wird ihm daher oft angenehmer sein. Selbst bei noch bestehender Accommodation wird durch stärkere Convexgläser das Gebiet, in dem deutlich gesehen werden muss, erheblich beschränkt und angenähert. Wenn beispielsweise ein Sechzigjähriger, der früher Emmetrop war, jetzt H 05 geworden ist und a = 1*0 hat, so würde die Brille 3*5 -{- 0*5 = 4 0 seinen Nahe- punkt auf 22 cm legen; bei Erschlaffung seiner Accommodation könnte er bis circa 28 cm sehen. (Da a = l'O, also gleich der Brechkraft einer Linse von 100 cm ist, so berechnen sich: — Vioo = c. Alles, was jenseits 28 cm liegt, ist ihm mit dem Convexglase undeutlich. Daher erklären sich auch die Klagen derer, die eben anfangen Convex- gläser zu benutzen, dass sie beim Aufblicken alles verschwommen sehen. Man thut gut, ihnen dies vorher zu sagen und auseinanderzusetzen, dass](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21285664_0132.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)