Tagebuch einer medizinischen Reise nach England, Holland und Belgien / von Gg. Varrentrapp.
- Varrentrapp, Georg, 1809-1886.
- Date:
- 1839
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Credit: Tagebuch einer medizinischen Reise nach England, Holland und Belgien / von Gg. Varrentrapp. Source: Wellcome Collection.
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![Heizung, Luftreinigiing, Gcrachlosigkeit der Abtritte, Wasser- circiüation im ganzen Hause u. s. w. benutzt und als Prinzip in den Bau des Hauses übergegangen wären. Sehr häufig ist aber auch die Communikation ganz verkehrt; man muss näm- lich, um in ein späteres Krankenzimmer zu kommen, durch 2 oder 3 weiter voranliegende Zimmer durchgehen (wie in Utrecht) oder es berühren sich Zimmer, die nie zusammenstossen soll- ten (me in Amsterdam die grossen Höhlen für ruhige und tob- süchtige Wahnsinnige), Ob wohl die in den meisten Anstalten herrschende Unreinlichkeit mit holländischen Dienstboten aber bei allerdings stärkerem Personale, auch trotz den jetzigen schlechten Lokalverhältnissen, nicht wegzuschaften seyn sollte? Ich glaube bei einiger Consequenz und Strenge Hesse sich das Ziel in kurzer Zeit erreichen. Selbst die Aerzte allein könn- ten hierin wohl mehr erzwingen. Sehr erfreulich übrigens istj dass alle holländischen Hos])ita]ärzte nicht nur unterrichtete, sondern auch allgemein und allseilig unterrichtete Männer, frei von medizinischen Vorurtheilen, theilweise selbst ausgezeich-r nete Gelehrte sind. So wenigstens erschienen mir (soll ich mir ein Urtheil über sie erlauben) alle diejenigen, mit denen ich in Berührung zu kommen das Vergnügen hatte, die auch alle in rüstiger IManneskraft dastanden. Wie sehr sie die AVis- senschaft und nicht nur ein blosses handwerksmässiges Arz- neiverschreiben interessirt, beweisen die trefflichen anatomi- schen Sammlungen, die in jeder Beziehung ausgezeichnet, reich (selbst die erst ganz kürzlich begonnenem) und trefliich erhal- ten sind. Als Hospital-Aerzte, muss ich aber gestehen, haben mich nur die allerwenigsten befriedigt. Um bei einer Aeus- serlichkeit als dem Unbedeutendsten zu beginnen, so ist das Aussehen eines Hospital-Arztes bei seiner Visitte für einen an- dern als einen Holländer nichts weniger als einnehmend. Den Hut auf dem Kopf, in der einen Hand eine (nur Zahlen schrei- bende) Feder, in der andern oder im Mund eine Cigarre! So ist das Bild der meisten Aerzte, bis zu den Assistenten herab. Ländlich sittlich, ä la bonheur. Es giebt gewisse angenommene Schicklichkeiten, die nichts als Herkommen sind, gar keinen tieferen sittlichen Grund hal)en. So ist es mit fast den meisten unserer Gebräuche. Das Bauehen jedoch findet auch in Hol- land nur in einem Kreise von Freunden statt, oder wo man Niemanden eine besondere Rücksicht schiddig ist (wie es im](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21082170_0048.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)