Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie der Zelle / von Dr. Oskar Hertwig und Dr. Richard Hertwig.

  • Oscar Hertwig
Date:
1884-1890
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Untersuchungen zur Morphologie und Physiologie der Zelle / von Dr. Oskar Hertwig und Dr. Richard Hertwig. Source: Wellcome Collection.

    60/396 (page 10)
    und -Tropfen zusammengesetzt ist. In der Verkeilung dieses Materiales lässt sich eine gewisse gesetzmässige Erscheinung nicht verkennen. Wenn die Eier klein und nur mit Spuren von Nah- rungsdotter versehen sind, so ist derselbe meist gleichmässig im Eiinhalt vertheilt. In Folge dessen fällt der Schwerpunkt — wir wollen uns hier nur mit solchen Eiern beschäftigen, die, wie es ja fast durchweg der Fall ist, Kugelgestalt haben — mit dem Centrum der Kugel zusammen. Im Wasser wird ein solches Ei alle möglichen Lagen einnehmen können, da in Bezug auf die Schwerkraft sich alle seine Axen gleichartig verhalten. Das Ei ist homaxon. Als Beispiel verweise ich auf die Eier der meisten Echino- dermen. An ihnen wüsste ich, nachdem die Richtungskörper her- vorgeknospt und von der Oberfläche abgefallen sind (Figur 4) nicht wie es möglich wäre, an irgend einem Merkmal eine Eiaxe vor den übrigen besonders zu kennzeichnen. Eine besondere Eiaxe wird nun um so deutlicher unterscheid- bar, je mehr der Dotterreichthum wächst, da sich jetzt gewöhn- lich auch in einem entsprechenden Maasse eine Ungleichheit in der Materialvertheilung ausbildet. Wir sehen, wie an der Oberfläche einer Eihälfte sich die eigent- lich active protoplasmatische Substanz relativ frei von Nahrungs- körnchen erhält, während in der entgegengesetzten Eihälfte der Nahrungsdotter immer massenhafter angehäuft wird. Dies kann so weit gehen, dass, wenn die Dotterkörner und Schollen eine ansehnliche Grösse erreichen und dicht aneinander gepresst sind, die protoplasmatische Substanz zwischen ihnen nur noch in Form feinerer Scheidewände oder auf dem Durchschnitt in Form eines zarten Netzwerks bestehen bleibt (Fig. 1—3). Somit sind jetzt an der Eikugel in Folge der verschiedenartigen Vertheilung der beiden Dottersubstanzen zwei ungleichmässig entwickelte und leicht er- kennbare Pole entstanden, 1) der formative oder animale Pol (A), an welchem sich der Bildungsdotter in mehr oder minder reichem Maasse ansammelt, und 2) der durch seinen Dotterreichthum aus- gezeichnete vegetative Pol (V). Aus der ursprünglich homaxonen ist jetzt eine monaxone Eiform entstanden. Bei dieser hat sich gleich- zeitig auch der Schwerpunkt verändert. Denn wenn man Eier, welche die eben beschriebene Beschaffenheit in ausgeprägter Weise zeigen, in Flüssigkeiten bringt und auf ihre Gleichgewichtslage untersucht, ist stets der animale Pol nach oben gerichtet; die Eiaxe nimmt eine lothrechte Stellung ein, der Schwerpunkt ist ein