Die Alkoholfrage : eine soziologisch-statistische Untersuchung / von Matti Helenius.
- Matti Helenius-Seppälä
- Date:
- 1903
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Credit: Die Alkoholfrage : eine soziologisch-statistische Untersuchung / von Matti Helenius. Source: Wellcome Collection.
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![Unter den europäisclien Ländern hat England in dieser Bezie- hung am meisten geleisteti). Grossartige „Volkshäuser, Arbeiter- klubs, Mädchenklubs („girls' clubs) u. s. w. sind Institutionen, die ihren Mitgliedern alle Vorteile des gesellschaftlichen Lebens bieten, den Alkohol aber, der das schlechte Element bei denselben gebildet, gänzlich verbannt haben. Schüler^) und andere Forscher haben nachgewiesen, von wie grosser Bedeutung es ist, dafür zu sorgen, dass der Arbeiter eine gute Nahrung bekommt. Kenntnis im Kochen unter den einzelnen Fami- lien ^) zu verbreiten und Dampfküchen und andere ähnliche, billige Speisesäle einzurichten, das sind zwei Faktoren, die im Kampfe gegen den Alkohol mitgezählt werden müssen. Im allgemeinen ist nicht zu leugnen, dass alle die Reformen, die es auf das Heben der Arbeiterbevölkerung abgesehen haben, nicht nur in moralischer sondern auch in ökonomischer Hinsicht zu einer glück- lichen Lösung der Alkoholfrage kräftig beitragen. H e r k n e r Gr r 0 t j a h n W 1 a s s a k °), Lang ') u. a. haben den Zusammen- hang zwischen den schlechten ökonomischen Verhältnissen der Arbei- ter und dem Alkoholismus nachgewiesen, und in ernsten, mahnenden Worten die Verpflichtungen der Gesellschaft in dieser Beziehung be- tont. Es ersieht sich auch leicht, dass für einen in elenden ökono- mischen Umständen lebenden Arbeiter, der oft mit seiner Familie oder vielleicht auch mit einer anderen in einem armseligen Loch, das kaum den Namen einer menschlichen Wohnung verdient, zusammen- gedrängt lebt, sich das Leben derart gestaltet, dass alle höheren In- teressen in ihm erstickt werden, und dass er es nicht einmal versucht, dem zufälligen Genuss des Alkohols zu widerstehen, der ihm ein kur- zes Vergessen seines Elends bieten kann. Ein sozialdemokratisches Schlagwort sagt: „der Alkohol ist das Oel, womit das heutige gesell- schaftliche Getriebe in Gang gehalten wird. Eine solche Behaup- tung müsste jedem zu einem ernsten Begründen dieser Frage Anlass genug geben. Wenn nun aber auch die sozialen Beformen notwendig sind, darf man dabei doch nicht vergessen, dass dieselben allein nicht genügen. Daneben stellt u. a. Herkner die Forderung auf, dass die gebildeten Klassen dem Arbeiter mit gutem Beispiel vorangehen müssen ; denn sonst kann Heine leicht Recht bekommen, wenn er sagt: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, Ich kenne auch die Verfasser; Ich weiss, sie trinken heimlich Wein Und predigen öffentlich Wasser ^j. 1) Vgl. z. B. Social Institutes. By F. H. Williams, Secretarj^ Social In- stitutes Union, World's Temperance Congress, London, 1900. S. 340 flgd. 2) Zur Alkoholfrage. Die Ernährungsweise der arbeitenden Khissen in der Schweiz und ihr Einfluss auf die Ausbreitung des Alkoholismus. Im Auftrage des Departements des Innern der Schweiz. Eidgenossenschaft verfasst von Dr. Sc hu 1er, eidg. Fabrikinspektor. Bern, 1884. 3) Vgl. z. ß. Om matlagning i enklare hem af Sofi Nilsso n. (Skrifter, utgifna af Svenska Nykterhetssällskapet. 1898 ärs serie. IV.) 4) Herkner, Arbeiterfrage. Zweite Aufl. S. 267 figd. 5) G r o t j a h n , 1. c. 6) Ergebnisse einer amtlichen Umfrage über den Alkoholismus in Oesterreich. Von Dr. R. Wlassak, Wien. VIII. intern, Congress gegen den Alkoholismus Wien, 9,-14. April 1901. 7) x4.]koholismus u, Classenkampf. Von Oberrichter Otto Lang, Zürich. Ibid. 8) Herkner, Arbeiterfrage. S. 282.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21295050_0325.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)