Die Alkoholfrage : eine soziologisch-statistische Untersuchung / von Matti Helenius.
- Matti Helenius-Seppälä
- Date:
- 1903
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Credit: Die Alkoholfrage : eine soziologisch-statistische Untersuchung / von Matti Helenius. Source: Wellcome Collection.
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![gemeinen Nationallaster in DeutschlancP). Nach M o r e w o o d wurde 1430 Arrak aus Genua nach England gebracht ^), und die Irländer scheinen schon früh ihren „whisky gekannt zu haben Das Brannt- weintrinken wurde in England von englischen Soldaten, die es im Kriege in Holland, etwa ums Jahr 1580. gelernt hatten, eingeführt^). Zu einer allgemeinen englischen Sitte wurde es jedoch erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts^). In Frankreich wurden, nach R u s h, die destillierten Getränke zu Ende des 18. Jahrhunderts gebräuch- lich, nachdem die französischen Soldaten sich im Kriege in Holland, etwa ums Jahr 1794, an dieselben gewöhnt hatten^). Nach Jolly wurden sie schon zur Zeit Ludwig XIY. eingeführt^). Im Laufe des 15. Jahrhunderts verbreitete sicli die Kenntnis von diesem Getränk „mit rasender Geschwindigkeit über den Norden, erzählt Troels Lund^). Immerhin scheint es aber, als ob „das Wasser des Lebens damals noch nicht, wenigstens in Schweden und Finnland, allgemeiner bekannt gewesen wäre, da ja König Johann III. es fü]- nötig erach- tete, mit zwei Abhandlungen, die eine über die verschiedenen Berei- tungsmethoden von Branntwein, die andere über die heilsamen Wir- kungen desselben, hülfreich einzuschreiten^). Fryxell erzählt Fol- gendes : „Wenn in diesen alten Zeiten die Bauernweiber ins Pfarr- haus kamen, geschah es nicht selten, dass man ihnen aus Liebens- würdigkeit den Zipfel ihres Halstuches mit einigen Tropfen Brannt- wein, als mit einem seltenen Biechwasser, benetzte^^). Erst kurz nach dem Tode Karls XL wurde der Branntwein in Schweden all- gemein gebräuchlich^^). Wir haben schon die Grenze zur Neuzeit überschritten. Das Mittelalter hatte derselben einen vergrösserten Bierkonsum sowie die Kunst destillierte geistige Getränke zu bereiten als Erbe hinterlassen. Es fehlt uns aber gänzlich aus dieser Zeit jeglicher Versuch zu einer gründlicheren Prüfung der thatsächlichen Wirkungen der alkoholischen Getränke. So entzückt war man von dem kürzlich erfundenen „Lebens- wasser, wie schon A r n o 1 d u s Vi 11 a n o v a n u s den Spiritus nannte, dass es niemandem einfiel, es könnte irgend welchen Schaden in der Welt anrichten^-). Auch ist nicht zu vergessen, dass noch im Mittel- 1) Bode, Kurze Geschichte der Trinksitten. S. 25. 2) Cit. von S a m u e 1 s o n, History of Drink. S. 159. 3) E k 1 u n d, Dryckenskapen. S. 271. 4) An Essay, Medical, Philosophical, and Chemical, on Drunkenness, and its Effects on the Human Body. By Thomas Trott er, M. D. etc. The second Edition. London, 1804. S. 144. — P e 11 z, Ueber die schädlichen Folgen des Ge- brauchs destillierter Getränke. S. 4, 5 — Der Missbrauch geistiger Getränke in pathologischer, therapeutischer, medizinisch-polizeilicher und gerichtlicher Hin- sicht untersucht von Carl Rösch, M. D. etc. Tübingen, 1839. S. 40. 5) Minutes of Evidence taken before the Royal Commission on Liquor Licen- sing Laws. Vol. IH. London, 1897. S. 573. 6) The Effects of Ardent Spirits on the Human Body and Mind. By Benja- min Rush, M. D. NewYork. S. 16. 7) Cit. von B a e r, Alcoholismus. S. 164. 8) Troels L u n d, Sundhedsbegreber i Norden i det 16 Aarhundrede. Kpben- havn, MDCCCC. S. 150. 9) Fryxell, Berättelser ur svenska historien. Tjugonde delen. Stockholm, 1853. S. 189. 10) Ibid. S. 189. 11) Ibid. S. 190. 12) B a e r citiert eine Menge in dieser Hinsicht äusserst charakteristischer Aus- sagen aus dem Mittelalter und aus dem Beginn der neueren Zeit. Baer, Alco- holismus. S. 560—563.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21295050_0036.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)