Die myasthenische Paralyse (Bulbärparalyse ohne anatomischen Befund) / von H. Oppenheim.
- Oppenheim, Hermann, 1858-1919.
- Date:
- 1901
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Credit: Die myasthenische Paralyse (Bulbärparalyse ohne anatomischen Befund) / von H. Oppenheim. Source: Wellcome Collection.
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![Aus der reichen Zahl von Beobachtungen, die sich auf die Ophthalmoplegia chronica bezieht, können wir ohne Weiteres die grosse Gruppe ausscheiden lassen, in denen die Ophthalmoplegie mit oder ohne Bulbärparalyse eine Komponente der Tabes dorsalis oder Dementia paralytica bildete, also ausser vielen älteren Fällen die von Westplia 1-Siemerling, Boedeker, Cassirer und Schiff u. A. mitgeteilten. Abgesehen von den Unterscheidungsmerkmalen, die im Verhalten der Ophthalmoplegie selbst begründet liegen, ist es eben der Nachweis der tabischen oder psychischen Symptome, welcher hier die Diagnose sicher- stellt. Es giebt ausserdem ein paar unreine und sehr complicierte Fälle, in denen die neben der Ophthalmobulbärparalyse bestehenden tabiformen Symptome nicht sicher zu deuten sind — es gehört hierher eine Beobachtung von Higier und eine von Marina — aber auch gegenüber diesen könnte die differentialdiagnostische Entscheidung höchstens insoweit schwer fallen, als es sich um die Beantwortung der Frage handelt, ob hier neben der Tabes oder Polyneuritis die bulbäre Neurose zu diagnostizieren sei. Ich werde auf diesen Punkt zurückkommen. Es folgt dann eine Gruppe von Fällen, besonders aus der älteren Literatur — sie sind von Mauthner, Dufour, Marina, und namentlich von Guinon-Parmentier zusammengestellt —, in denen die Erscheinungen der Ophthalmoplegie (besonders spielt auch die Lähmung des oberen Facialis, des Orbicul. palp. dabei eine wichtige Rolle, wie in den Fällen von Birdsall, Jackson u. a.), meist verknüpft mit Bulbärsymptomen, sich zu einem Krank- heitsbilde gestalteten^ das in vielen, selbst in den meisten Punkten eine grosse Aehnlichkeit mit der ophthalmobulbären Neurose auf- Aveist: Müssen wir uns auch bei der Unvollständigkeit der meisten Krankenberichte in der Beurteilung eine gewisse Reserve aufer- legen, so ist es doch für einen Teil derselben recht wahrscheinlich, dass sie unserem Leiden zuzurechnen sind. Es gehören dahin Fälle von Herard, Bresgen, Rosenstein, Charcot-Troisier, Duboys (?), Gowers u. a., und besonders eine Beobachtung von Camus et aus dem Jahre ']6, die schon von Karplus und Kalischer wohl mit Recht der myasthenischen Paralyse eingereiht ist, zumal auch die ,,fatigue excessive hier zu den Erscheinungen gehörte. Von vielen anderen lässt sich ohne weiteres sagen, dass sie sich einem anderen Krankheitstypus einordnen, und es bleibt eine nicht geringe Zahl derartiger Beobachtungen übrig, für die es unmöglich ist, ein auch nur einigermassen sicheres Urteil bezüg- lich ihrer Klassifizierune abzugeben. Der sog. Poliencephalomyelitis ist die Bulbärparalyse ohne anatomischen Befund äusserlich so verwandt, dass viele Autoren sie als eine Abart der ersteren betrachten. Kalischer sie als eine funktionelle Poliencephalomyelitis gedeutet hat und](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21169925_0161.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)