Grundlinien der Pathologie des Stoffwechsels : vierundzwanzig academische Vorlesungen / von F.W. Beneke.
- Friedrich Wilhelm Beneke
- Date:
- 1874
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Credit: Grundlinien der Pathologie des Stoffwechsels : vierundzwanzig academische Vorlesungen / von F.W. Beneke. Source: Wellcome Collection.
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![des Harns hervorgehe. Ausserdem fand er Taurylsäure, Damalur- säure und Damolsäure im Harn. Auch darauf möchte ich aufmerksam machen, dass nach B. .Jones*) eine „peculiar disease“ existirt, welche durch einen excessiven Gehalt des Harns an freier Säure ausgezeichnet ist, und dass dieselbe seiner Ansicht nach dem Dia- betes mellitus nahe verwandt ist. Die Metarmorphose der Stärke in Dextrin, Zucker u. s. w. wird nach ihm in diesen Fällen auf der Stufe der „vegetable acid“ retentirt, und die Krankheit ist eben so schwierig heilbar, als der Diabetes. Diese Beobachtungsresultatc mit dem Gegenstände vertrauter Forscher mahnen uns, die Frage nach der Ursache und den Bedingungen der s. g. freien Säure des Harns immer noch nicht als abgeschlossen zu betrachten und dessen inson- derheit eingedenk zu sein, wo es sich um die Bildung von Harngries und harnsauren Harnsteinen handelt. Die chemische Zusammensetzung der Harnsteine ist eine sehr verschiedene. Es giebt zunächst solche, die nur aus einer Substanz bestehen, und auch in diesem Falle können sie eine sehr beträcht- liche Grösse erreichen; und es giebt solche, weiche aus mehren auf einander folgenden concentrischen Schichten verschiedener Substanzen zusammengesetzt sind, Concremente, die uns, ähnlich den Schichten der Erdrinde, einen Blick in die früheren Geschicke und Störungen des Stoffwechsels der betreffenden Individuen gestatten. Keineswegs sind dabei die Harnsteine eine Prärogative des höheren Alters. Unter 5900 Steinen, welche in verschiedenen Städten und Ländern beobachtet wurden, fand Civiale nicht weniger als 45 p. c. bei Kindern. Die grösste Zahl fiel dabei auf die ärmeren Classen, und eine ganz über- wiegende Majorität auf das männliche G eschlecht [5497 : 309]**). Auch Neupauer bestätigte kürzlich das Vorherrschen der Steine im kindlichen Alter bei Knaben. Unter 100 Fällen kamen nur 5 auf Mädchen. Die am stärksten heimgesuchte Lebensperiode war dabei die vom 2.—7. Lebensjahr [62,5 p. c.]***) Die reichsten Sammlungen von Harnsteinen verschiedenster Art findet man in England. Um eine ungefähre Uebersicht über die Häufigkeit der verschiedenen chemischen Zusammensetzung derselben zu geben, führe ich eine Uebersicht der berühmten Sammlung des Hunter’scheu Museums *) Animal Chemistry. S. 117. **} Vgl. Oesteilen, Handbuch d, medidu. Statistik. 1866 S. 649. ***) Vgl. Neupauer: Ueber Harnsteine bei Kindern mit Berücksichtigung der aus 192 Steinen bestehenden Sammlung des l’esther Armen-Kinderspitals. Jahrb. d er Kinderheilkunde. V. Jahrg. 4. Heft. 1872.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22322061_0392.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)