Lehrbuch der anatomie des menschen / von C. Gegenbaur ; mit 558 zum theil farbigen holzschnitten.
- Carl Gegenbaur
- Date:
- 1883
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Credit: Lehrbuch der anatomie des menschen / von C. Gegenbaur ; mit 558 zum theil farbigen holzschnitten. Source: Wellcome Collection.
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![Hohlraumsystem erscheint daher an Schliffen trockener Knochen bei durchfallen- dem Lichte dunkel, bei auffallendem weiß. Durch Behandlung mit Säuren werden die Kalksalze der IntercellularSub- stanz ausgezogen. Die letztere erscheint dann weich, biegsam und wird als »Knochenknorpel« bezeichnet, obgleich sie mit Knorpelgewebe wenig gemein hat. Sie nähert sich vielmehr der Intercellularsubstanz des Bindegewebes in che- mischer Hinsicht und kann durch Kochen in Leim verwandelt werden. Für die Genese des Knochengewehes bildet Bindegewehe den Ausgangs- punkt; fast überall da, wo ersteres entsteht, gibt das letztere, wenn auch in seiner mehr embryonalen Form, die Bildungsstätte dafür ab. Bindegewebszellen in reichlicher Vermehrung und in ihrer indifferentesten Gestalt formiren Stränge oder Schichten zwischen der Intercellularsubstanz des Bindegewebes, oder finden sich einem anderen Gewebe (Knorpel) aufgelagert. In beiden Fällen geht durch die Thätigkeit dieser Zellen [Osteoblasten] , von deren Protoplasma ein Theil different wird, eine Schichte von Knochensubstanz hervor. Gleich mit der ersten Bildung derselben erstrecken sich in sie feine Protoplasmaausläufer der sie pro- ducirenden Zellen. Indem jene Schichte durch von neuem ihr angelagerte Schichten der von den Zellen abgeschiedenen (d. h. different gewordenen) Substanz an Dicke zunimmt, entfernt sich die als Matrix erscheinende Zelllage immer mehr von der ersten Schichte, aber einzelne Zellen bleiben liegen (Fig. 33 a', b b'] und werden von der von ihnen selbst und voji den benachbarten Zellen gebildeten Knochensubstanz umschlossen. Dadurch wird die letztere zur IntercellularBuh&tanz, Knochengewebe sowic die uuter Fortschreiten des geschilderten Vor- a Osteoblasten, ö Knochenzellen, gauges in sic eingebetteten Zellen zu Knochenzellen werden. Die schichtenweise Absetzung des Knochengewebes ist an der lamellösen Textur der Intercellularsubstanz kenntlich, und auch die Anordnung der Knochen- zellen folgt dieser Schichtung. Eine Modification des Knochengewebes ist das Ge- v^ebeäes Zahnbeins. SeineBildung beginnt wie bei ersterem. Aber die Zellen (Odon- toblasten) lagern sich nicht in die von ihnen diflfereuzirte Schichte, sondern sen- den nur Fortsätze in die jene durchsetzenden feinen Canälchen (Zahnbeinröhrchen). Das Knochengewebe repräsentirt durch seine EigenscTiaften — Festigkeit verbunden mit einem gewissen Maße von Elasticität — die höchste Form der Stützgewebe. Die von ihm geformten Organe (Knochen) dienen bei rela- tiv geringeren Volum vollkommener ihrer Leistung als aus Knorpel gebildete Theile. Wie es die höchste Form des Stützgewebes ist, ist es auch ontogenetisch und phylogenetisch die jüngste. Sie greift am Knorpelskelete Platz, ersetzt dieses allmählich unter Verdrängung des Knorpelgewebes, welches nur an be- schränkten Localitäten sich forterhält, und läßt auch Skelettheile ohne jene knorpelige Präformatiou hervorgehen, womit sich die Selbständigkeit des Ge- webes, seine Unabhängigkeit vom Knorpelgewebe kund gibt.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21053959_0064.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)