Lehrbuch der anatomie des menschen / von C. Gegenbaur ; mit 558 zum theil farbigen holzschnitten.
- Carl Gegenbaur
- Date:
- 1883
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Credit: Lehrbuch der anatomie des menschen / von C. Gegenbaur ; mit 558 zum theil farbigen holzschnitten. Source: Wellcome Collection.
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![Klippel der Schnecke, während die Scala tympani nicht mit in die dritte halbe Windung gelangt. An dem vom Hamulus nmzogenen, auch von der Wand des Canalis cochlearis begrenzten Helicotrema findet dann die Verbindung der Räume beider Scalae statt. In dem Verhalten der beiden, Lymphräume darstellenden Scalae zum Cana- lis cochlearis, welcher fast in seiner ganzen Länge Endapparate des Schnecken- astes des Acusticus birgt, liegt etwas Eigenthümliches, durch welches sich dieser Theil des Labyrinthes sowohl vom Vorhof wie von den Bogengängen bedeutend verschieden darstellt. Diese Verschiedenheit ist wesentlich bedingt durch das Verhalten des Nervenapparates, dessen Betrachtung zum Verständnis der Schnecke führt. Der Schneckennerv gelangt in die Spindel der knöchernen Schnecke. Der gegen den Grund des Meatus acusticus internus gekehrte Modiolus ist von einer Anzahl in einer Spiraltour angeordneter feiner Öffnungen [Tractus spiraUs fora- minulentus) durchsetzt, in welche die einzelnen Bündel jenes Nerven eintreten. Innerhalb der Spindel vertheilen sich die Nerven nach der knöchernen Spiralplatte, die sie radiär durchlaufen, um am freien Rande dieser Knochenlamelle zu dem ihr daselbst verbundenen Canalis cochlearis zu gelangen. Dies geschieht auf der ganzen Längsausdehnung der Spiralplatte. Sie bietet also, wie auch die ge- sammte Spindel die Bahn für den zum Canalis cochlearis tretenden Schnecken- nerv. Während am Vorhofe die Siebflecke einzelne Bündel des Acusticus zu be- schränkten Stellen des häutigen Labyrinthes gelangen lassen, ist an der Schnecke der Zutritt des Nerven zu seinen Endorganen in einer, durch das spiralige Aus- wachsen desSchneckencanals gleichfalls sich spiralig gestaltenden, continuirlichen Linie gegeben. Der auch in diesem Theile des Labyrinthes bestehende Lymph- raum ist jenem Verhalten angepasst. Er folgt dem Canalis cochlearis und muss durch das Auswachsen des Canals, in zwei, durch Canalis cochlearis und knöcherne Spiralplatte von einander geschiedene Räume, eben die beiden Scalae, gesondert werden, wovon der eine [Scala vestihuli) mit dem Vorhof-Lymphraume direct communicirt. Die letzteren erfüllende, die Säckchen desselben und die häu- tigen Bogengänge umspülende Flüssigkeit [Perilympha] ist also die gleiche, welche die Scala vestibuli erfüllt und am Helicotrema sich in die Scala tympani fortsetzt. Die oben dargelegte Auffassung wird durch die Entwickelung erwiesen. Das Primäre bildet der Canalis cochlearis, dessen L'angenwachsthum durch einen ursprünglich knorpeligen, napfförmig vertieften Theil des späteren Petrosum eine Hemmung erfährt. Auf dieser Knorpelplatte vollzieht der Canalis cochlearis sein spiraliges Wachthum, wobei der Nerv ihm folgt, und umgeben von Bindegewebe sich in die den Windungen des Canals entsprechende Spiraltour auflöst. Das den Nerven begleitende Bindegewebe ossiflcirt und wird zur Spindel und zur Spirallamelle, die also keine knorpelige Anlage besitzen. Erst nach Entstehung der Windungen des Canalis cochlearis bilden sich in dem diese begleitenden Bindegewebe die beiden Scalae aus. Somit sind die Verhältnisse der Schnecke mit jenen des Vorhofes und der Bogengänge in Einklang zu bringen und die ganze Differenz wird vom Auswachsen des Canalis cochlearis und dem sich zu ihm aus- breitenden Schneckennerven bestimmt. — Die Gestalt der Schnecke zeigt vielerlei indivi- duelle Schwankungen. Bald ist sie steiler, bald flacher gewunden. Auch die Windungen](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21053959_0964.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)