Ueber einen Fall von Nervennaht : Inaugural-Dissertation, welche zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe unter Zustimmung der medicinischen Facultät zu Kiel / geschrieben hat August Kettler.
- Kettler, August, 1852-
- Date:
- 1878
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Credit: Ueber einen Fall von Nervennaht : Inaugural-Dissertation, welche zur Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe unter Zustimmung der medicinischen Facultät zu Kiel / geschrieben hat August Kettler. Source: Wellcome Collection.
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![nie dann etwa 8 \Voch(ni nach der Oi)eration auftretende Funktionsuntähio-- keit beider Leitungen beruht zweifellos auf einer wenn auch nicht vollkommen er- lolgten Continuitatstrennung, wie schon die Bildung' des gleichzeitig mit der wieder- ' kehrenden Lähmung auftretenden Neurom’s, welches sich in der Gegend des unteren Lndes des oberen Nervenabschnittes befindet, vermuthen lässt. Diese Trennung ist entweder durch die immer mehr schrumpfende schwielige Narbe, oder direkte Zerreissung der zusammengenähten Luiden, oder endlich, wie ich glaube, durch einen im Nerven entstandenen Luitzündungsvorgang veranlasst. Idass die erste Annahme nicht stichhaltig ist, scheint mir durch die später erfolgte fast vollständige Wieder- lua'stellung der Leitung bewiesen zu werden, die sicher nicht erfolgt wäre, wenn die Härte der vSchwiele so gross wäre, dass sie schon vorhandene Fasern durch Druck (wieder functionsunfähig gemacht hätte. LTenso wenig halte ich eine nach 8 Wochen erfolgende directe Zerreissung für wahrscheinlich, weil diese doch wohl plötzlicher ihre W irkung bemerkbar gemacht hätte. Ich entscheide mich daher für die Annahme, dass ein Entzündungsprocess tler Continuitätstrennung zu Grunde gelegen hat. Was den .-\nlass zu einer solchen Entzündung gegeben hat, lässt sich nicht mit Bestimmt- ‘dieit sagen, doch glaube ich, dass eine Zerrung des Nerven an seiner Vereinigungs- 1 stelle wohl die Llrsache gewesen sein könnte. g WTnn man bedenkt, dass das zwischen beiden Nervenenden befindliche Inter- p.stitium bei Anlegung der Naht so gross war, dass sich die Querschnitte des Nerven .nur bei rechtwinkliger Stellung des Armes ohne Spannung mit einander verbinden liessen und erwägt, dass l^atientin schon nach 5 Wochen, da noch nicht einmal die Äussere Wunde \ollständig vernarbt war, wenn auch mit eingewickeltem Arm umher- ging, so kann man sich doch nicht des Gedankens erwehren, dass durch unvorsichtige I Bewegungen desselben leicht Zerrungen, die ja häufig den xAnlass zu Entzündungen geben, an der Nahtstelle stattgefunden haben können. ] )ie dann nach einigen Monaten zuerst sich wieder einstellende und jetzt nach 8 Monaten schon fast vollkommen gewordene Functionsfähigkeit beider Leitungen t,lässt sich recht gut aus einer, nach Ablauf des wenigstens eine theilweise Continuitäts- i trennung zur Folge gehabten Entzündungsprozesses, wieder hergestellten Regeneration ( und Vereinigung beider Enden erklären. Betrachten wir schliesslich noch kurz die Literatur der Nervennaht, so finden wir in derselben nur noch 2 Fälle verzeichnet, wo die Operation unter denselben un- günstigen Verhältnissen unternommen und mit gleich gutem Erfolge gekrönt wurde. Der erste Fall, den Simon 1875 operirte, betrifft einen jungen Bauern, dem durch einen Messerstich der N. medi'anus und N. ulnaris durchtrennt waren. Nach](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22325001_0023.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)