Systematisches Handbuch der gerichtlichen Psychologie für Medicinalbeamte, Richter und Vertheidiger / [J.B. Friedreich].

  • Johann Baptist Friedreich
Date:
1835
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Systematisches Handbuch der gerichtlichen Psychologie für Medicinalbeamte, Richter und Vertheidiger / [J.B. Friedreich]. Source: Wellcome Collection.

    58/888 (page 46)
    wort gemacht wird. Die Wirkung des ersten Eindrucks der Frage ist offenbar für die Beobachtung die bedeu- tendste. b) Wichtig wird die Befragung auch dann , wenn schnell Verdachtsgründe vorgehalten werden, wo der Verstand nicht rasch genug erralhen kann, wiedas durch die Vorhaltung empörte Gefühl sich verstellen soll. Hier drücken die Mie nen des Unschuldigen Ruhe oder Un- willen über die Beschuldigung, die des Schuldigen dage- gen den innern Kampf des Bewufstseyns aus. c) Besonders sucht man aus der Beobachtung des Betragens bei den Rechtfertigungsantworten des Befrag- ten Beiträge zu entnehmen, um die Wahrheit von der Verstellung trennen zu können. Hieher rechnet man: aa) die Art der Vorbringung der Antwort, ob langsam, zögernd oder ruhig und ernst geantwortet wird, bb) Den Ton der Stimme: geprefst, gleichsam mit zusammenge- schnürter Brust antwortet der Schuldige, cc) Die Miene des Antwortenden verräth entweder die innere Schalk- heit, verbirgt mit Mühe die Freude über den Sieg, den der Beschuldigte davon getragen zu haben glaubt, oder beobachtet selbst lauernd die Geberden des Inquirenten, dd) Die ganze Haltung des Körpers, das krampfhafte Spiel der Hände, das ängstliche Herumrücken auf dem Stuhle u. s, w. Auch soll ee) die Beobachtung darauf gehen, ob jenes Gefühl, das der Befragte erheucheln will, auch zu dem Ausdrucke passe, der in seiner Mie- ne sich ausspricht. d) Endlich soll bei der Ablegung des Geständnisses die Beobachtung des Betragens des Gestehenden Aufschlüs- se geben, indem dasselbe zeigen soll, in wieferne das Geständnifs die Folge wahrer Reue und des mahnenden Bewufstseyns, oder, in wieferne es vollkommen wahr und ohne Rückhalt abgelegt sey. Hier sollen die Geber- den des Gestehenden aa) entweder wahre Reue ausdrii*