Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann.
- Date:
- 1902-04
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Credit: Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann. Source: Wellcome Collection.
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![Ueberblick über die gescbicbtliche Entwickelung der Lehre von der Infektion, Iniinuuität und Prophylaxe. Von Dr. Rudolf Abel, Uegieruiigs- und Medizinahat in Berlin. Infektion. Dem Mensclieu auf niederer Stufe der Kultur erscheint jede Krankheit als etwas Uebernatilrliches, als ein Dämon, der ihn anfällt. Mit zu- nehmender Kenntnis der Katur und ihrer Gesetze bricht sich Schritt für Schritt die Ueberzcugun^’ Dahn, dass die meisten Kraidvheiten natürliche Ursachen haben. Kur l)ei den Seuchen, die mit so elementarer Gewalt ])lötzlich über das Volk hereinbrechen und selbst den Menschen in der Dlüte der Kraft dahinstrecken, glaubt man noch lange übernatürliche Einflüsse zur Erklärung ihrer Entstehung heranziehen zu müssen. Mit der Entwickelung des Gottesbegrilfes, der Erkenntnis Gottes als einer sittlichen Macht, gewinnt diese Auffassung nur an Wahrscheinlichkeit. Es ist dann die erzürnte Gottheit, die der sündigen Menschheit die Seuche als Strafe schickt. So handelt .lehova in der Dibel, Apcdlo in der Ilias. Celsus und 1’lixius vertreten den gleichen Glauben. Das ganze Mittelalter hindurch bis ins 18. Jahrhundert hinein versäumt kein Euch über die Pest als erste Ursache der Seuche Gottes Zorn zu nennen. Für jede Seuche giebt cs da bestimmte Heilige, die die Bitte bei dem Allmächtigen um Abwendung der Heimsuchung als Spezialität be- treiben. »Ich für meine Person halte nicht dafür, dass der Kbrifcr des Men- schen durch einen Gott besudelt wird, das vergänglichste Geschöpf durch das heiligste Wesen«.; eher würde Gott reinigen und sühnen, — und die Zauberärzte sprechen von gottgesandten Krankheiten nur, um ihre therapeutische Ohnmacht zu beschönigen. Zwar liest man so schon im Cor])us hi]) pocraticum. Aber als die Sy])hilis um 1500 e])idemisch ausbrach, musste BuASSAVOLrs noch die Erklärung der Krankheit als Gottesstrafe abwehren mit der Frage, warum Gott denn nicht die Mörder schlage, statt der Wollüstigen, die so etwas besonders Schlimmes doch gar nicht verbräfdien? Sobald man iiberhaujit einmal anfing, nach natürlichen Ursachen auch für die Entstehung der Seuchen zu suchen, musste man notge- drungen zunächst in Veränderungen des alle umgebenden und allen gleichmälbg unentbehrlichen M(‘diiims, der Uuft, das krankmachende UanfUiii('}i dfr luitlio^cnon Mikrooif/anisincii. I. j](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21907481_0015.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)