Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann.
- Date:
- 1902-04
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Credit: Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann. Source: Wellcome Collection.
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![zierendeu, also mit einem leicht flüchtigen Contagium versehenen Krank- heiten in praxi unterscheiden sollen, oh ein neuer Krankheitsfall auf miasmatische Beschaffenheit der Luft oder auf Zuwehen der kontagiösen Atmosphäre eines in der Kühe liegenden Kranken zurückzuführen war? Eine genaue Abgrenzung von Miasma und Contagium war denn auch hei vielen Krankheiten eine missliche Sache und die Ansichten schwank- ten beständig. Im allgemeinen gewann unter dem Einflüsse der all- mählich immer* besser werdenden Unterscheidung und Diagnostik der verschiedenen Krankheiten, der sorgfältigeren Verfolgung des Zusammen- hanges zwischen den einzelnen Fällen einer Epidemie, des seit dem 18. Jahrhundert erljrachten Nachweises der Yerimpfharkeit mancher Krankheiten von Individuum zu Individuum (rocken, Masern, Pest, Tierkrankheiten) das Contagium immer mehr an Bedeutung auf Kosten der Miasmcnlchre. Wie fest die alten Vorstellungen von der miasmatischen Entstehung der Infektionskrankheiten hafteten, mag ein Beispiel zeigen. Schon im 14. Jahrhundert erkannte man in Italien, dass die Pest nicht autochthon entsteht und durch die Luft verbreitet wird, sondern durch den mensch- lichen Verkehr vom Orient in die Seestädte verschleppt Avird. Aber noch um 1050 schreibt der grundgelehrte KiiiciiKii in Pom, dass Seestädte so oft an der Pest zu leiden hätten, erkläre sich dadurch, dass das Meer oft faulende, die Luft ver])cstendc Kadaver von Menschen und Tieren ans Land werfe. Auch heutzutage kann man seihst bei gebildeten Laien noch Aviindersame Ideen über die Bedeutung verdorbener Luft für die Entwickelung von Infektionskrankheiten Anden. Besonders heftig Avurde die Diskussion darüber, ob eine epidemische Krankheit miasmatisch oder kontagiös sei, vom Ende des 18. Jahr- hunderts an und si)äter unter dem Eindrücke des Auftretens der Cholera in Europa und des Wiedererscheinens der Bculenpest im Orient. Die Frage Avar nicht nur tlicoretisch interessant, sondern auch ])raktisch Avichtig, Aveil von ihr die Entscheidung {ibhing, ob man durch 8perrcn, Ouarantänen und Isolierung der Kranken oder durch allgemeine KSanie- rung der Umgebung des Menschen, durcli Peinigung von Luft, Wasser, Boden, Wohnungen die Krankheit zu hekäm])fen habe. Den üblichen \’erlauf des Streites kennzeichnet IIknle 1858 treffend, Avenn er sagt: »Bei jeder bedeutenden E])idcmie pflegt sich die ärztliche Welt in zAvei Lager, Miasmatiker und Kontagionisten zu teilen und schlielllich djidurch zum Frieden zu gelangen, dass beide Ursi)rungsweisen anerkannt AATrden, nur dass ))ei verscliicdcncn Seuchen konstant hier die miasmatischen, dort die kontagiösen Fälle die Pegel bilden.« Im ganzen Avar die Sachlage einfach (h'rart, dass man miasmatische VeiPreitung annahm, Avenn man Ansteckung Aon Person zu Person od(M* durch Objekte, die von Kraidven inflzi('i t Avaren, ni(*ht nachAveisen konnte. Von der llölie unseres Wissens, im Besitz der Kenntnis von der Aetio- logie der Avichtigsten Infektionskraidvlnuten könium Avir sagen, dass eine Krankheit um so eher als miasmatisch erscheinen musste, je Aveniger leicht zu verfolgen der Weg ist, d(‘ii die Krankheitskeime zu nehmen pflegen, Avenn sie von einem Individuum auf ein anderes übergelien. Typus d('r rein miasmaJJschen Krankheiten AA'ar stets die Malaria,, bei der ni(5 Ansteckung von Mensch zu Mensch zu crAveisen Avar. Schon ihr Name (mal aria) zeigt, dass man sie sich durch Einatmung verdorbener ladt entstanden vorstellte. Als eminent miasmatisch galt g(‘AVöhnlich a,U(*h die Iidlinmza, Avcil, AV(*nn sie ausbrach, das niassiadiafh' Erkranken (h'r](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21907481_0019.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)