Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann.
- Date:
- 1902-04
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Credit: Handbuch der pathogenen mikroorganismen, unter mitwirkung / von ... Rudolph Abel ... [u. a.] nebst mikrophotographischem atlas. zusammengestellt von prof. dr. A. Wassermann. Source: Wellcome Collection.
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![anf eleu anderen verglich inan mit dem Uebergreifen der Fäulnis von einem Apfel auf den daneben liegenden. Die Beobachtung, dass die kleinste Spur Contagium zur Infektion des ganzen Menschen genügt, stellte man mit der altbekannten Erfahrung in Vergleich, dass eine geringe Menge Sauerteig eine große Masse Teig in Gärung versetzt, zu Sauerteig umwaudelt, oder, wie schon Galen, mit der Erscheinung, dass ein kleiner Magnet ein großes Eisenstück magnetisch machen kann. Alt ist auch die Vorstellung einer Art psychischer Infektion: Wie man selbst gähnen müsse, wenn man einen Anderen gähnen sehe, so bekomme man auch eine Krankheit, die man bei einem Anderen sehe. Sclioii Einbildung, man habe eine Krankheit, sollte nach älterer An- schauung (noch im 17. Jalirhuudert!) sie erzeugen können. Die ver- schiedenen Tlieorien, die sich im Laufe der Zeiten entwickelten, einzeln zu besprechen, lolmt sich nicht. Sie dünken uns heute größtenteils ganz fremdartig und unverständlich, weil wir uns nur unvollkommen in die Anschauungen ihrer Entstehungszeit hinein versetzen können. Wir vermögen uns wenig dabei zu denken, wenn wir sehen, dass man den Ansteckungsstolf als eine Säure, ein Alkali, ein Salz, eine besondere Art von Bewegung in den Säften oder (Irganen des Körpers, eine mag- netische oder elektrische Kraft auffasste. Dauernd erhielten sich schließlich nur drei Anschauungen, nämlich die, dass die Ansteckungsstoffe Gifte, Fermente oder belebte Wesen seien. Den Vergleich mit Giften hatte schon Fracastou um 1550 zurückgewiesen. Kontagien und Gifte dilferunt inter se non parum, (|uod venena nec propria i)utrefacere possunt, nec tale in secundum gignere quäle in primo fuit princi[)iimi et seminarium, cuius signum est, ((uod venenati ad alios contagiosi non sunt. Immer wieder kehrt aber bis in die neueste Zeit der Gedanke, die Ansteckungsstoffe als chemische Gifte zu hetra(*hten. Das ansteckende Agens sich als ein Ferment zu denken, lag seit alters lier nahe, da man die »Infek- tionskrankheiten«, die diesen ihren Namen erst von Virchow er- lialten haben, gern mit Gärungsvorgängen verglich, wie auch ihre früher übliche Bezeichnung als zymotische Krankheiten darthut. Ein Contagium vivum auzunehnien, legte das so eigenartige Verhalten der Infektionskrankheiten in vielen Beziehungen schon immer nahe. Das Ausrehdien der kleinsten Menge Infektionsstoff' zur Erkrankung, die an- scheinend unbegrenzte Vermehrung des Ansteckungsstoff'es im Körper, die längere oder kürzere Inkubationszeit, die von der Infektion bis zur Erkrankung vergeht, die Immunität, die manche Krankheiten hinter- lassen, die Vernichtung der Wirksamkeit der Ansteckungsstoff'e durch be- stimmte chemische Köiq)er, — alle diese Erscheinungen und andere mehr ließen sich am besten verstehen, wenn man organisierte, lebende Wesen als das krankmachende Agens ansah. Mühsam, langsam und spät, aber endlich doch sicher gelangte diese Auffassung zur alleinigen Herrschaft in der Wissenschaft. Schon im Altertum begegnet man der Ahnung davon, dass kleinste I.ehewesen in den Körper dringen und Kranklieiten erzeugen können. So schreibt Varro fl. .lahrh. v. Ohr.): Si qun loca erunt ])alustria, crescunt animnliji (piaedam miniita, quae non possunt oculi consecpii et per aera intus in (*orpora per os ac. nares perveniunt at(|ue efticiunt (lifficiles inorhos. Aeußerungen von Lukuez, IGiu.adils, VrTUUv und (h>r>i:MEM.A klingen ähnlich.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21907481_0023.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)