Grundriss der gesammten Radiotherapie : für praktische Ärzte / von Leopold Freund.
- Freund, Leopold, 1868-1943.
- Date:
- 1903
Licence: Public Domain Mark
Credit: Grundriss der gesammten Radiotherapie : für praktische Ärzte / von Leopold Freund. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Harvey Cushing/John Hay Whitney Medical Library at Yale University.
17/442 (page 5)
![Die grundlegenden Untersuchungen von S. Exner, Kistiakowsky, Srhaudin/i, Joseph, ProvAzek u. a. haben dargethan, dass Licht, strahlende Wärme, Elektricität und Röntgenstrahlen die Molecularbewegungen in lebenden Zellen, die Flimmerbewegungen und andere elementare Lebens- vorgänge in ganz ähnlicher Weise beeinflussen. Auch die Art der Gewebsschädigungen, die feineren molecularen Veränderungen des Protoplasmas, scheinen nach den vorliegenden histologischen Untersuchungen, gleichgiltig welches von diesen Agentien zur Einwirkung gelangt, ähnliche] zu sein: Vacuolisirende Degenera- tionen infolge der Einwirkung von Licht (Glebofsky), Röntgenstrahlen (Gassmann), hochgespannter Elektricität (Freund). Bezüglich der sichtbaren klinischen Wirkungen, welche den Strah- lungen zuzuschreiben sind, lassen sich nach den bisherigen Erfahrungen folgende Sätze aufstellen: 1. Die physiologische Wirksamkeit einer Strahlung steht im di- recten Verhältnisse zu ihrer Intensität, im umgekehrten Verhältnisse jedoch zu ihrer Wellenlänge, d. b. unter sonst gleichen Umständen haben die kurzwelligen Strahlen intensivere und länger anhaltende Wirkungen als langwellige.1) 2. Die Reactionserscheinungen werden erst nach einer Latenz- periode sichtbar, deren Dauer gleichfalls im umgekehrten Verhältnisse zur Wellenlänge und Intensität der einwirkenden Strahlung steht, 3. Die physiologische Wirkung der Strahlungen ist eine nach- haltige. In Bezug auf die Tiefe der Wirkung lässt sich noch kein allgemeines Gesetz l'nrmuliren; indessen seheint es, als ob dieselbe in geradem Verhältnisse zu der Wellen- länge stünde, d. h. die Wirkung langwelliger Strahlen dürfte in grössere Tiefen reichen als jene der kurzwelligen (vergl. z. B. Blau und Ultraviolett). 4. Als besonders physiologisch wirksam erscheinen jene Strahlungen, welche die Fähigkeit besitzen, Fluorescenz zu erregen (Röntgenstrahlen, Ultraviolett, Blau, Becquerelstrahlen). Eine Modification dieser Sätze ist nach grösserer Erfahrung und Erweiterung unserer Kenntnisse in dieser jungen Wissenschaft nicht ausgeschlossen. Dass die Auffassung, welche alle diese besprochenen physikalischen Erscheinungen und deren physiologische Wirkungen auf dieselben oder ähnliche elementare Vorgänge zurückzuführen sucht, eine gewisse Berechtigung besitzt, beweisen die verschiedenen Wechsel- wirkungen, welche man von den verschiedenen physikalischen Erschei- nungen (Elektricität, Licht u. s. f.) in den letzten Jahren kennen gelernt hat. Es ist bekannt geworden, dass sie von einander nicht unabhängig sind, dass ein Vorgang den anderen hervorrufen kann (Elektricität, die Ursache von Lichterscheinungen, Röntgenstrahlen und ultraviolettem Licht und umgekehrt). ') E. Äschkinass und W. Casj/ari vermuthen, dass die gemeinsame Quelle der Wirkungen der ultravioletten, Becquerel- uud Böntgenstrahlea in der dissoeiirenden (ionisirenden) Kraft, die all diesen Strahlungsarten gemeinsam ist, liegt. Goldstein sieht dieselbe in dem ultravioletten Lichte, welches an der Stelle der Einwirkung ent- steht. Verf. ist hingegen geneigt, dem Vorgange der Fluorescenzerregung eine wichtige Rolle hiebei zuzuschreiben.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21024030_0017.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)