Die vergleichende Morphologie und Histologie des häutigen Gehörorganes der Wirbelthiere : nebst Bemerkungen zur vergleichenden Physiologie / von C. Hasse.
- Carl Hasse
- Date:
- 1873
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Credit: Die vergleichende Morphologie und Histologie des häutigen Gehörorganes der Wirbelthiere : nebst Bemerkungen zur vergleichenden Physiologie / von C. Hasse. Source: Wellcome Collection.
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![ris, wird demnach, da sie die Gesammtheit der Nervenendapparate wie im sacculus trifft, gegenüber der durch die membrana basilaris vermittel- ten, die wir später besonders betrachten wollen, eine einfache Gehör- empfindung veranlassen. Keine kann sich aber in irgendwie nennens- werther Weise nach oben hin gegen den sacculus fortpflanzen, da die Communication des canalis reuniens, wie wir wissen, ausserordentlich eng und höchstens in Verbindung mit dem ductus perilymphaticus als eine Art Sicherheitsventil betrachtet werden könnte. So habe ich denn versucht, aus den gegebenen morphologischen Verhältnissen in der Thierreihe allgemeine physiologische Folgerungen zu ziehen, und es fragt sich nun noch, ob denn das Gehörorgan allein Vermittler der Gehörempfindungen ist, oder ob dasselbe noch eine andere Rolle spielt. Wir wissen ja aus den Versuchen von Flourens, die in der Neuzeit vorzugsweise durch Goltz erweitert worden sind, dass durch eine entweder partielle, oder totale Zerstörung der pars Supe- rior, die bei den Vögeln leicht vorgenommen werden kann, eigentliiimliche Gleichgewichtsstörungen eintreten, die darauf hinzuweisen scheinen, dass gerade der Rogenapparat, an dem ausschliesslich experimentirt wurde, in näherer Beziehung zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes steht, ja es scheint Vieles darauf hinzuwreisen, dass das sogar seine wesentlichste Funktion ist. Ich habe diese Experimente theilweise an Vögeln, vor allem aber mit einem meiner Schüler, Di-. Rupprecht, an Fröschen nachgemacht und ich habe gerade diese Thiere gewählt, weil es bei ihnen ausserordentlich leicht gelingt, alle möglichen Nebenum- stände, Blutungen, Zerstörungen der Knochen und Gehirnverletzungen auszuschliessen. Es ist möglich, eine subcutane Zerstörung des gesamm- ten Gehörorganes innerhalb der Kapsel ohne den geringsten Blutverlust, sogar fast ohne Abfluss der peri- und endolymphatischen Flüssigkeit vorzunehmen. Wir bedienten uns zur Ausführung unserer Experimente einer geraden, starken und einer an der Spitze hakenförmig gekrümmten Nadel, mit welcher ersteren wir die Gehörkapsel an einer gleich näher anzugebenden Stelle anbohrten, um dann mit vorsichtigem Hineinführen der gekrümmten Nadel in die Bohröffnung eine totale Zerstörung des Ge- hörorganes vorzunehmen. Wir trennten gewöhnlich die Haut mittelst eines Längsschnittes in der Mitte der Hinterhauptsgegend und zogen die Wundränder vorsichtig auseinander, bis wir die die Oberfläche der Labyrinthkapsel deckende Muskulatur und das über dieselbe verlaufende, als Anhaltspunkt wichtige Gefäss zu Gesicht bekamen. Hie gerade Nadel wird ein wenig lateralwärts von demselben senkrecht durch die Muskulatur auf die Oberfläche der Gehörkapsel gestossen und trifft dort auf die Knorpelmasse, in der sich das rudimentäre epoticum (Taf. XVIII, Fig. 4 d] entwickelt, und es gelingt jetzt, wenn der Stich richtig geführt,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22300259_0067.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)