Zur Anatomie der gesunden und kranken Linse / von Otto Becker ; unter Mitwirkung von J.R. Da Gama Pinto und H. Schäfer.

  • Becker, Otto Heinrich Enoch, 1828-1890.
Date:
1883
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Credit: Zur Anatomie der gesunden und kranken Linse / von Otto Becker ; unter Mitwirkung von J.R. Da Gama Pinto und H. Schäfer. Source: Wellcome Collection.

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    die Linse ohne Einbettung mit den umgebenden Theilen des Auges zu schneiden; ganz besonders aber an der oft sehr ungleichen Konsistenz der einzelnen Schichten der Linse und dem lockeren Zusammenhang dieser unter einander. Seit mehr als 20 Jahren haben wir uns bemüht, diese Schwierigkeiten zu überwinden. In meiner Sammlung be- findet sich noch eine Anzahl von Linsenschnitten aus Czerny’s Studentenzeit. Mein Atlas enthält Abbildungen nach Schnittpräparaten von Iwanoff, Raab und Gold- zieher, die in dem Arbeitszimmer meiner Klinik ange- fertigt sind. Letzterer hat einen Theil der Präparate ge- schnitten, auf Grund deren das Kapitel „Linse und Strahlen- bändchen“ im Handbuch von G r a e f e - S a e m i s c h von J. Arnold bearbeitet worden ist. Aber erst monatelangen, speciell darauf gerichteten Be- mühungen meines gegenwärtigen Mitarbeiters, Dr. da Gama Pinto, denen er unter Arnold’s und Thoma’s Leitung obgelegen ist, ist es gelungen, die Technik der Linsenunter- suchung so weit zu vervollkommnen, dass es mir erlaubt schien, das gesammelte kostbare und unersetzliche Material gesunder und kranker Menschenlinsen bearbeiten zu lassen. In Dr. H. Schäfer erwuchs uns dann bald eine weitere sehr willkommene Hülfe. Eine vorläufige Mittheilung über einige der gewonnenen Resultate haben Hirschberg’s Centralblatt (1882, Maiheft) und die Revue generale d’ophthalmologie (1882, Juni, von Eduard Meyer und Dor) bereits gebracht. Da es mir bis daliin nicht gelungen war, alle klinisch und daher wohl auch anatomisch zu unterscheidenden Kataraktformen zur Untersuchung zu bekommen, so habe ich jenen vorläufigen Mittheilungen die Bitte an alle Kollegen und besonders an die pathologischen Anatomen und Pro- sektoren grosser Krankenhäuser hinzufügen lassen, mir mit Ueberlassung von kataraktösen, nicht operirten Augen zu Hülfe zu kommen. Solche Augen haben auch dann noch Werth für mich, wenn sie in nicht ganz frischem Zustande in die Konservirungsflüssigkeit (am besten in Mül 1er’sehe Flüssigkeit) eingelegt werden. Dieser Bitte ist bereits von mehreren Seiten in dankens- werther Weise entsprochen worden. Immer fehlen mir aber noch einige typische Kataraktformen, die überhaupt noch nicht oder nicht in genügender Weise untersucht werden konnten. Von den angeborenen sind dies die Cataracta lentis centralis und die Cataracta zonularis, von den erworbenen die spontane und primäre Cataracta mollis jugendlicher Individuen. Im Interesse der Sache wiederhole ich daher auch an dieser Stelle die Bitte um Zusendung solcher Augen. . Mit Unterstützung meiner beiden jungen Freunde habe ich nun das gesammte mir zur Verfügung stehende Material an gesunden und kranken menschlichen Linsen zu bearbeiten begonnen. Ich beschränke mich gegenwärtig aber, soweit es sich um pathologische Prozesse in der Linse handelt, auf die Veröffentlichung der Befunde bei unverletzter Kapsel und intakter Zonula Zinnii und schliesse also sowohl den Wund- und Kachstaar, ■ wie die Linsenluxation aus. Aus dem Verlauf der Darstellung werden die Gründe, welche mich zu dieser Beschränkung veranlassen, genugsam hervor- gehen. Kur gelegentlich werde ich, um allgemeinere Gesichts- punkte verfolgen zu können, auf Zustände zu sprechen kommen, die einer spontanen Berstung der Kapsel ohne von aussen einwirkende Gewalt ihre Entstehung verdanken. Bezüglich der normalen Linse kann ich es nicht um- gehen, etwas ausführlicher auf die Entwicklung und das Wachsthum derselben einzugehen. Wenn ich mich bei der Darstellung der Entwicklung der Linse auch damit begnügen muss, die Resultate fremder Beobachtungen zusammen zu stellen, so hoffe ich doch durch die Art und Weise, in der ich dies durchgeführt habe, das Verständniss der angeborenen Anomalien und der pathologischen Befunde in der Linse überhaupt zu fördern. 1*