Fortschritte und gegenwärtiger Stand der vaginalen Operationstechnik / von Edmund Falk.
- Falk, Edmund.
- Date:
- [1896-1897]
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Credit: Fortschritte und gegenwärtiger Stand der vaginalen Operationstechnik / von Edmund Falk. Source: Wellcome Collection.
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![(Verlag von Julius Springer in Berlin N.) Fortschritte und gegenwärtiger Stand der vaginalen Operationstechnik. Von Dr. Edmund Falk in Berlin. [Fortsetzung.] Vaginale Totalexstirpation und vaginale Radicaloperation. In dem letzten Abschnitt dieser Arbeit ■will ich die zuerst in Frankreich, jetzt aber auch in Deutschland immer mehr in Auf- nahme gelangende vaginale Radicaloperation zusammen mit der Totalexstirpation be- sprechen. Denn eine Trennung dieser Ope- ration ist zur Zeit nicht möglich, da die Totalexstirpation nur einen Abschnitt der Radicaloperation, und zwar den ersten, den wichtigsten und technisch schwierigsten, dar- stellt. Die Operationsmethoden sind die- selben, ob man die Absicht hat, eine krebsig entartete Gebärmutter zu entfernen, bei der man, besonders wenn der Körper der Sitz der Erkrankung ist, nach dem Stand der heutigen Erfahrungen gleichfalls die Anhänge mit entfernt, oder ob man wegen Erkrankung der Anhänge, um sich zu ihrer Entfernung Platz zu machen, zuerst die Gebärmutter exstirpirt. Es ist nun keineswegs meine Absicht, sämmtliche Veränderungen zu beschreiben, welche die Operationstechnik der Entfernung der Gebärmutter von der Scheide aus, von ihrer Einführung in die operative Gynäko- logie durch Czerny i. J. 1879 bis zur gegenwärtigen Zeit durchgemacht hat, ich werde allein über den heutigen Standpunkt der Gynäkologie zur Frage der Totalexstir- mation, ihrer Berechtigung und über Vorzüge und Nachtheile der verschiedenen Methoden berichten. Einen Theil dieser Frage haben Leopold Landau und Theodor Landau in einer Monographie über die vaginale Radicaloperation geschildert und mit glän- zendem Erfolg gelöst, so dass ich bei der Besprechung des betreffenden Operations- verfahrens nicht viel mehr als ein Referat dieser Arbeit geben kann. Besprechen wir zuerst die Indicationen für die Totalexstirpation. Sie wurde bei ihrer Einführung allein gegen den Krebs der Gebärmutter empfohlen, und auch heute noch geben die bösartigen Erkrankungen, das Carcinom und das Sarkom, die häufigste Veranlassung zurEntfernung der Gebärmutter. Aber auch bei dieser Erkrankung hat sich die Zahl der Fälle, in denen die Operation anwendbar ist, mit den Fortschritten der Technik vermehrt. Bedingung für die Vor- nahme der Operation ist es, dass wir glauben, alles Krankhafte entfernen zu können, dieser Indication liess sich, so lange man durch die Operationsmethode gezwungen war, sich bei dem Abbinden der Ligamente dicht an der Uteruskante zu halten, nur genügen, wenn der Uterus frei beweglich war, wenn sich ein Ergriffensein der Parametrien aus- schliessen liess. Selbst eine einseitige In- filtration derselben in geringfügigster Aus- dehnung musste unter diesen Umständen die Operation werthlos erscheinen lassen. Seit- dem man aber gelernt hat, den Uterus aus seiner Verbindung mit der Blase und dem Mastdarm auszulösen und, bevor man eine Naht oder Klemmen anlegt, vor die äusseren Genitalien zu entwickeln, hat man die Mög- lichkeit, zuerst das Lig. latum auf der weniger erkrankten Seite zu durchtrennen, und als- dann kann man die Gebärmutter soweit nach der durchtrennten Seite herüberziehen, dass man das Lig. latum der noch nicht durch- trennten Seite bis dicht an den Beckenrand frei präpariren und die Abbindung resp. Abklemmung weit von der Uteruskante ent- fernt vornehmen kann. Anders verhält es sich, wenn das retrocervicale Gewebe, be- sonders wenn die Ligamenta sacro-uterina von der Neubildung ergriffen sind, oder wenn von der Vorderfläche der Cervix aus das Carcinom auf die hintere Blasemwand in grösserer Ausdehnung übergegangen ist. Hier haben wir keine Möglichkeit, alles Krankhafte zu entfernen, und auch ein Aus- brennen mit dem Thermokauter wird nichts nützen; in allen diesen Fällen stehen wir der Erkrankung in Bezug auf Heilung durch einen operativen Eingriff machtlos gegenüber; die Operation muss daher in diesen Fällen unterlassen werden. Ob die Ligamenta sacro- uterina und ob die Basis des Lig. lat. von einer carcinomatösen Infiltration frei sind, davon überzeugt man sich, wie es besonders Hofmeier betont, vor der Vornahme der Operation durch eine genaue Untersuchung in Narkose vom Rectum aus.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22475278_0035.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)