Die pathologische Anatomie des Gehörorganes / bearbeitet von Hermann Steinbrugge.
- Steinbrügge, H. (Hermann), 1831-1901.
- Date:
- 1891
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Credit: Die pathologische Anatomie des Gehörorganes / bearbeitet von Hermann Steinbrugge. Source: Wellcome Collection.
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![häutige oder knorpelige Anhänge. In anderen hallen zeigen .siel) ver- schiedenartig geformte, oft cylinder- oder spindelförmige, scheinbar um die Längsachse aufgedrehte Rudimente anstatt der Muschel. Eine nicht seltene Form der Missbildung ist die in der Längsachse erfolgte Um- krempung des äusseren Ohres, bei welcher der hintere Rand des Helix mit den vorderen Partien verwachsen ist, die Gegend des dabei ge- wöhnlich verschlossenen Gehörganges also vollständig bedeckt wird. Auch in horizontaler Richtung, von oben nach unten erfolgte Umbie- gungen der Muschel kommen neben Unregelmässigkeiten in der Ent- wicklung des Knorpels nicht selten vor. Wreden) und Gruber'4) sahen Anheftung des oberen Theiles der Muschel an die Kopfhaut, häufiger fand Schwartze dagegen Verwachsungen des Lobulus mit der benachbarten Haut. Einzelne Tlieile der Muschel zeigen zuweilen Einkerbungen, Spaltbildungen, oder fehlen gänzlich. Rohrer'52) kannte eine Familie von 7 Mitgliedern, denen sämmtlich auf beiden Seiten der Lobulus fehlte. Zu den leichteren Formen der Entwicklungsstörungen gehören die bekannten Spitzohren, welche zu der irrigen Vermuthung atavistischen Rückschlages Veranlassung gegeben haben. Auf Grund der von His07) mitgetheilten Untersuchungen über die Forment- wickluug der menschlichen Ohrmuschel hat Rohrer62) die Angabe jenes Autors, dass Formschwankungen und leichtere Missbildungen derselben in den Bereich der secun- dären Bildungsvorgänge, zwischen dem 2 und 5 Monat des Embryonallebens fallen, weiter ausgeführt. In der That ergeben sich dabei interessante Gesichtspunkte hin- sichtlich des Zeitraumes, in welchem einige Hemmungsbildungen zu Stande kommen. Am Ende des 2. Monats sind nämlich, wie His hervorhebt, die wesent- lichen Theile des Ohres bereits leicht erkennbar; mit Beginn des 3. Monats wächst jedoch der hintere obere Theil der Ohrmuschel mehr aus der Kopffläche heraus und erleidet eine Umkrempung nach vorn. Diese Umkrempung dauert etwa einen halben Monat lang. Nach dieser Zeit tritt der Helix wieder zurück und der Anthelix wird in seiner ganzen Ausdehnung wieder frei. In diese Periode würde also unter Ein- wirkung ungünstiger Verhältnisse die Bildung resp. das Bestehenbleiben des durch die Umkrempung bedingten Spitzohres fallen, dann die dauernde Umkrempung, vor Allem aber die Verwachsung des umgekrempten hinteren Helixrandes mit den vor- deren Partien, wodurch der Gehörgang bedeckt, vielleicht auch das Zustandekommen einer Atresie desselben begünstigt wird. Ebenso lassen sich die Spaltbildungen und Defecte des Lobulus auf eine bestimmte Periode zurückführen, da die Entwicklung des Läppchens erst am Ende des 3. oder Anfangs des 4. Monats beendet ist [vgl. Kölliker56)]. Die Ohrfisteln finden sich einseitig oder doppelseitig gewöhnlich in geringer Entfernung von dem Ansätze des Helix oder vor dem Tragus, seltener an anderen, rückwärts gelegenen Theilen, z. B. am Antitragus (Dyerfi0), am Lobulus (Betz!l), in der Concha auris am Grus helicis (Schwabach’6), oder sie kommen neben Rudimenten verkrüppelter Muscheln vor. Bekanntlich hängen dieselben nicht mit dem Gehörgange oder Mittelohr zusammen (Urbantschitsch u), son- dern stellen kleine, blind endigende Fistelgänge oder Grübchen dar, welche zuweilen eine rahmige, Eiterkörperchen enthaltende IBissigkeit entleeren. Bei Verklebung der Ausgangsöflnung kann Retention des Secrets und Cystenbildung bis zur Grösse einer Nuss erfolgen, ln einigen Fällen wurde Combination von Ohrfisteln mit Halskiemenfisteln beobachtet.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21718258_0016.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)