Das peripherische Nervensystem der Wirbelthiere : als Grundlage für die Kenntniss der Regionenbildung der Wirbelsäule / von Hermann von Jhering.
- Ihering H. von (Hermann), 1850-1930.
- Date:
- 1878
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Credit: Das peripherische Nervensystem der Wirbelthiere : als Grundlage für die Kenntniss der Regionenbildung der Wirbelsäule / von Hermann von Jhering. Source: Wellcome Collection.
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![des Chimpaiiise entspricht nun diejeiiig-e des Menschen vollkommen, mit dem Unter- schiede nur, dass der 13. Dorsoliimbalwirbel beim Menschen als Lendenwirbel er- scheint, wogegen er beim Chimpanse Dorsalwirbel ist'). Es würde nun a priori wohl näher liegen zu vermuthen, dass dem Menschen der 13. Dorsalwirbel fehle und der 1. Lendenwirbel des Menschen dem 1. Lendenwirbel derjenigen Chimpansen entspreche, bei welchen 17 präfurcale Dorsolumbalwirbel vorhaiulen sind. Dem widersprechen jedoch wichtige Gründe. Selien wir einen Augenblick davon ab, dass der 13. Dorso- lund)alvvirbel beim Menschen kein Rippenpaar trägt, so stimmt sowohl die Wirbelsäule als auch das Nervensystem des Menschen und des Chimpanse complet mit einander überein. Vor dem letzten Lendenwirbel liegt bei beiden als 16. lumbodorsaler Spinal- nerv der N. furcalis. Vor diesem folgen proximalwärts 2 Spinalnerven, welche Fasern in den N. cruralis und obturatorius geben und endlich als letzter noch Fasern zu den bezeichneten Nerven entsendender Spinalnerv der 13. dorsolumbale Spinalnerv, welcher die N. ileohypogastricus und ileoinguinalis liefert. Es ist also der 1. Lendennerv des Menschen homolog dem letzten Dorsalnerven des Chimpanse. Dann folgen beim Chimpanse wie beim Menschen 12 Litercostalnerven, darauf die 8 Halsnerven. Würde beim Menschen der Fall öfters vorkommen, resp. wäre er beobachtet, dass sich 17 präfurcale Dorsolumbalwirbel vorfänden, so würden derartige Fälle wohl zur Aufklärung der Verhältnisse heranzuziehen sein, so aber sind wir auf die dem Menschen zunächst stehenden Säugethiere angewiesen, speciell auf den Chimpanse. Bei diesem Affen kommt nun, wie erwähnt, der Fall zuweilen vor, dass atavistischer Weise der excalirte Dorsolumbalwirbel wieder zur Anlage kommt und es liess sich daraus entnehmen, dass es der 14. Dorsolumbalwirbel der Beuteltliiere und niederen Aften, also der 2 I. der ganzen lieihe ist, welcher ausfiel. Die davor liegenden 13 Dorsalwirbel erleiden dadurch keine Aenderung und bei der sonstigen auffallenden Uebereinstimmung zwischen der Wirbelsäule des Menschen und des Chimpanse wird man daher die gleichen Verhältnisse für den Menschen voraussetzen dürfen, woraus dann folgen würde, dass der 1. Lendenwirbel des Menschen dem 13. Dorsalwirbel des Cldmpanse homolog wäre. Die complete Homologie des 1. Lendennerven beim ]\lenschen und des 13. Dorsalnerven des Chimpanse wurde schon oben nachgewiesen. Ich glaube nun, dass sich für die Homologie des 13. Dorsolumbalwirbels von Mensch und Chimpanse ausser dem oben dargelegten noch ein wesentlicher Grund anführen lässt, nändich die Entwickelungsgeschiclite des betreffenden Wirbels. Wenn der 1. Lendenwirbel des Menschen dem 13. Dorsalwirbel des Chimpanse, sowie der niederen 1) Dies ist schon von Owen richtig crliannt worden. Vergleiche dessen Osteological Coutributions to the natural history ot' the Chimpaiizecs and Orangs. Nr. V. In Transact. of the zoolog. Soc. of London Vol. IV. IS62. p. 100 K V. Jheking, das Narvensysteni der Wirbeltliiere. 28](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21705628_0237.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)