Pathologie und therapie der frauenkrankheiten / von A. Martin und Ph. Jung ; mit 185 Abbildungen.

  • Martin, August Eduard, 1847-1933.
Date:
1907
Catalogue details

Licence: Public Domain Mark

Credit: Pathologie und therapie der frauenkrankheiten / von A. Martin und Ph. Jung ; mit 185 Abbildungen. Source: Wellcome Collection.

Provider: This material has been provided by the Francis A. Countway Library of Medicine, through the Medical Heritage Library. The original may be consulted at the Francis A. Countway Library of Medicine, Harvard Medical School.

    534/548 (page 514)
    lassung geben können. Wuchern sie sehr tief ins Beckenbindegewebe hinein, so können sie im Beckenausgang neben der Vagina und dem Rectum zum Vorschein kommen. Zysten und Dermoide brechen nicht selten in den Darm und die Blase durch, ebenso maligne Tumoren, wenn sie die Wand dieser Hohlorgane substituiert haben. Die Diagnose der Tumoren des Beckenbindegewebes fällt im wesentlichen mit der der intraligamentär entwickelten Ovarialtumoren zusammen (vgl. oben S. 456). Nur relativ selten wird es möglich sein, eine Beteiligung der Eierstöcke und des Uterus an der Geschwulst- bildung mit Sicherheit auszuschließen, wenn man die genannten Organe abseits von dem Tumor isoliert heraustasten kann. Eine Ausnahme hiervon machen nur diejenigen Geschwülste des Lig. rotundum, welche außerhalb des Leistenkanals entwickelt sind. Bei ihnen muß die Differentialdiagnose gegen Hernien, verlagerte Ovarien oder Hoden stets in Betracht gezogen werden. Die Prognose richtet sich nach dem anatomischen Charakter der Neubildung, wobei zu beachten ist, daß maligne Geschwülste hier eine recht schlechte Voraussage ergeben, da ihre Ausschälung aus den Maschen des Beckenbindegewebes kaum völlig im Gesunden gelingt. Die Therapie kann nur in der Exstirpation bestehen, da man- gels sicherer klinischer Unterscheidungsmerkmale gegenüber Ovarial- tumoren die Indikationsstellung ebenso sein muß wie bei diesen. Ob im einzelnen Falle auf abdominalem oder vaginalem Wege vorgegangen werden muß, kann nur nach dem palpatorischen Befund entschieden werden. Jedenfalls ist, welcher Weg auch dabei beschritten werden mag, stets auf die großen Gefäße, den Ureter, die Blase und Mastdarm sorgfältig Rücksicht zu nehmen, da sonst diese Organe leicht verletzt werden können. Nicht selten sieht man sich bei der Unmöglichkeit, ausgedehnte Geschwulstbetten im Beckenbindegewebe vollständig durch Naht zu schließen, zur Drainage nach den Bauchdecken, nach der Scheide oder dem Cavum ischio-rectale genötigt.