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Credit: Die Encephalitis und der Hirnabscess. Source: Wellcome Collection.
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![Die Erkrankung setz! nun in ganz acuter oder selbst foudroy- anter, apoplektiformer Weise ein mit den sich plötzlich entwickelnden oder jetzt erst zur vollen Ausbildung gelangenden Erscheinungen des Delirium tremens oder seltener sogleich mit den Lähmungserschei- nungen. Die hochgradige Verwirrtheit und Unruhe, das allgemeine Zittern und Schwitzen, die Euphorie und Hilaritas, die Sinnestäuschungen des Gesichts und Gemeingefühls, das charakteristische Umhertasten, Pflücken und Zupfen mit den Händen an der Decke, den Wänden, den Beklei- dungsgegenständen etc., diese und andere Erscheinungen bekunden die volle Uebereinstimmung des Zustancles mit dem Bilde des Delirium alco- holicum. Einen einigermassen charakteristischen Zug erhält es, wie Boedeker ausführt, durch die grosse allgemeine Schwäche, die sich in dem psychischen und physischen Verhalten des Patienten ausprägt. — Ferner ist es bemerkenswert]!, dass die Verwirrtheit, Erregtheit und motorische Unruhe auch in einem Theil jener Fälle vorhanden war, in denen Alkoholismus ausgeschlossen werden konnte. Das Delirium erstreckt sich über die ganze Leidensepoche, doch so, dass die Benommenheit, die sich schliesslich zum Koma steigern kann, in immer wachsender Stärke hervortritt oder von vorneherein ein vorherrschendes Element der Seelenstörung bildet. Somnolenz und Schlafsucht traten in besonderer Prägnanz da hervor, wo das Leiden nicht auf Alkoholmissbrauch, sondern auf eine andere Noxe bezogen werden musste. Mauthner hat die Hypothese auf- gestellt, dass in Folge der Leitungsunterbrechung im centralen Höhlen- grau die Verbindung zwischen Sensorium und Sinnesorganen einerseits, zwischen Sensorium und Bewegungsorganen andererseits aufgehoben sei. Die räthselhafte Nona ist darauf von ihm, Leichtenstern u. A. auf einen mit dem hier besprochenen Leiden verwandten oder identischen Process bezogen worden. In dem Gayet'schen Falle war die Somnolenz besonders ausgesprochen, sie war nach dem Ausspruch des Autors »invin- cible, si bien que le malade dont presque continuellement«. Sofort oder doch schon an einem der ersten Krankheitstage stellt sich die Lähmung im Bereich der Augenmusculatur ein, die sich in kürzester Zeit — gemeiniglich innerhalb eines, zweier oder weniger Tage — zu einer mehr oder weniger vollkommenen Ophthalmoplegie steigert. Die Wernicke'sche Schilderung und Charakteristik kann jedoch insofern keinen Anspruch auf absolute Giltigkeit erheben, als die Läh- mung keineswegs immer eine assoeiirte ist. So bestand schon in einem der W'ernicke'schen Fälle eine beiderseitige Abducenslähmung, der sich später eine Schwäche beider Interni zugesellte. In anderen Beobachtungen waren die beiden Abducentes oder die beiden Interni in gleichem Masse befallen und nicht der Abducens der einen in einer dem Internus der](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21009314_0053.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)