Kompendium der topischen Gehirn-und Ruckenmarksdiagnostik.

  • Bing, Robert, 1878-1956.
Date:
1911
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Credit: Kompendium der topischen Gehirn-und Ruckenmarksdiagnostik. Source: Wellcome Collection.

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    Opticusfasern. Dielateralen Gesichtsfeldhalften, derenEindriicke diese kreu- zenden Fasern in Reizzustand versetzen, sind eben grofier als die medialen, die schon durch den Vorsprung des Nasenriickens eingeschrankt sind. Jeder Tractus opticus fiihrt die Sehnervenneurone um den Hirn- schenkel herum dorsalwarts zu den gleichseitigen „primaren Sehzentren, wo ihre Endigung stattfindet. Diese Zentren sind: der hintere Teil des Sehhiigels (Pulvinar thalami), das Corpus geniculatum laterale und der vordere Vierhugel. Von den primaren Sehzentren aus erfolgt die Weiterleitung der aus der Retina empfangenen Reize nach zwei Richtungen hin: 1. Die zentrale Sehbakn — Gratioletsche Faserung, Tractus thalamo- occipitalis — zieht ebenfalls gleichseitig in das optische Rindenfeld, d. h. in den Cuneus, an der medialen Flache des Hinterhauptlappens. Das corticale Sehzentrum jeder Hemisphere dient somit der Wahrnehmung der entgegengesetzten Gesichtsf eldhalfte. 2. Aus dem vorderen Vierhiigel Ziehen Nervenfasern zum „klein- zelligen Lateralkern = Westphal-Edingerschem Kerne des Oculomotorius (cf. oben pag. 138). Durch diese Fasern wird die reflektorische Ver- engerung der Pupille bei Belichtung der Retina vermittelt. Die ganze, Pupillenreflexbahn setzt sich aus vier Neuronen zusammen: a) von der Retina zum vorderen Vierhugel; b) vom vorderen Vierhiigel zum West- phal-Edingerschexi Kern; c) vom Westphal-Ediugerschen Kern zum Ganglion ciliare; d) vom Ganglion ciliare zum Sphincter pupillae. Die sub b) angefiihrte Verbindung ist eine hekateromere, d. h. so- wohl gegenseitig alsgekreuzt: infolgedessen erfolgt bei Belichtung eines einzigen Auges eine Verengerung nicht nur seiner Pupille (direkte Reaktion), sondern auch derjenigen des anderen Auges (konsensuelle Reaktion). — Welche Lasion der reflektorischen Pupillenstarre, dem Argyll-Robertsonschen Symptome der Tabes und Paralyse, zugrunde liegt, konnte bis jetzt nicht sicher nachgewiesen werden. Aus dem Cuneus ziehen Assoziationsfasern zur lateralen, konvexen Flache des Occipitallappens und des unteren Scheitellappens heriiber. Ist der Cuneus das Wahrnehmungszentrum fiir die optischen Eindriicke so stellen jene Rindenpartien die optischen Vorstellungszentren dar; in ibnen sind die Erinnerungsbilder fiir die Bedeutung eines gesehenen Gegenstandes aufgestapelt. 2. Lokalisierung der Unterbrechungen der Sehbahn. Die Kenntnis der soeben geschilderten Faserverhaltnisse ermoglicht uns, in vielen Fallen den Sitz eines Krankheitsherdes im Bereich der