Die Erkrankungen der Nieren (1827 und 1836) / Richard Bright ; in deutscher Übersetzung neu herausgegeben und eingeleitet von Erich Ebstein.
- Richard Bright
- Date:
- 1916
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Credit: Die Erkrankungen der Nieren (1827 und 1836) / Richard Bright ; in deutscher Übersetzung neu herausgegeben und eingeleitet von Erich Ebstein. Source: Wellcome Collection.
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![nur ein Symptom ist, das als mit Nierenleiden zusammenhängend gewürdigt werden muß. Doch aber kann sie ganz fehlen, ob¬ gleich die Krankheit in voller Kraft besteht und schon durch plötzliche tückische Anfälle ihre Tendenz zum tödlichen Aus¬ gange zu erkennen gibt; noch häufiger ist der Fall, daß Ödem bestand und der Tod erfolgte, obgleich dasselbe längst ver¬ schwunden war — Tatsachen, welche hinreichend durch zahl¬ reiche Erfahrungen in unserm Hospitale und durch die oben mitgeteilten Fälle begründet sind. Die sehr interessanten Mit¬ teilungen von Dr. Christison1), sowie die [372] Beobachtungen des tätigen, tief betrauerten jungen Arztes James Gregory2) und meines Freundes Dr. Alison3), welche alle sehr früh ihre Aufmerksamkeit dieser Krankheit zuwandten, tragen dazu bei, diesen Punkt sowohl, als andere mit der Geschichte der Krankheit eng verknüpfte Umstände zu bestätigen. Die schweißtreibenden Mittel, welche ich gewöhnlich in Anwendung zog, waren Pulv. antimonialis, Pulv. Ipecacuanh. compos, und Liquor Ammon, acetici; damit verband ich den gelegentlichen Gebrauch der warmen Bäder, häufige Fomen- tationen und große Kataplasmen von Leinsamen auf Lenden und Bauch; während der ganzen Kur mußte der Kranke unaus¬ gesetzt das Bett hüten. Dr. Barlow glaubt dem BrechWein¬ stein eine fast spezifische Wirkung beilegen zu können, und auch ich habe gefunden, daß er die schweißtreibende Behand¬ lung sehr wirksam unterstützt. Übrigens brauche ich den Leser bloß auf die ausgezeichnete Abhandlung von Dr. Os¬ borne zu verweisen, in der die passendsten Mittel zur An¬ regung der so wichtigen Hautfunktion vollständig aufgezählt sind und ihre Anwendungsweise erläutert wird. Es ist möglich, daß meine Erfahrung über vollständige Heilungen deshalb geringer ist, weil ich, eine vollkommene günstige Wirkung bezweifelnd, vielleicht die diaphoretischen Mittel nicht in ge¬ nügend kräftiger Weise anwandte. Bei Hospitalkranken mag auch der Umstand die Heilung erschweren, daß man kaum solche genaue Vorrichtungen treffen kann, die mit Sicherheit eine leichte Erkältung der Körperoberfläche verhüten. Ich habe oft bemerkt, daß in dieser Krankheit, wie auch bei der 1) R. Christison, in: Edinb. raed. Jonrn. XXXII (1829), S. 262. 2) J. Gregory, vgl. oben S. 33 Anm. 2. 3) Alison, vgl. oben S. 33 Anm. 4. [E. E.]](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b31353393_0075.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)