Volume 1
Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung : mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden für Studierende Ärtze und Forschungsreisende / von Rudolf Martin.
- Martin, Rudolf, 1864-1925.
- Date:
- 1928
Licence: Public Domain Mark
Credit: Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung : mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden für Studierende Ärtze und Forschungsreisende / von Rudolf Martin. Source: Wellcome Collection.
15/630
![Familienforschung nachuntersuchen labt. Dadurch sind der Anthropologie neue Forschungsmoglichkeiten gegeben. Die Erweiterung der anthro- pologischen Disziplin berechtigt aber nicht zur Umanderung der De¬ finition der Anthropologie in die „Wissenschaft von den erblichen Unter- schieden des MenschenX wie es heute von einigen FaeFgelehrten gefordert wird. Abgesehen davon, dab im Sinne des Yerfassers der Begriff der Anthropologie hierdurch viel zu eng gefabt sein wiirde, ware dann auch die Zoologie folgerichtigerweise niclits anderes als die Wissenschaft von den erblichen Unterschieden der Tiere. Man vergleiche dazu sein System der [physischen] Anthropologie (S. 3) und die Bibliographie der anthropologischen Wissenschaften, die aus diesem Grunde der jetzigen Auflage (S. 1183ff.) beigegeben ist. Der Verfasser ware der letzte gewesen, sich den fordernden Ansehauungen der jtingerenForscher zuver- schlieben. Aber alle inzwischen erschienenen Werke liber die Anthropologie bauen entweder auf Martins Lehrbuch auf oder versuchen kritisch zu er- ganzen, was gemab deni damaligen Stand der noch jungen Wissenschaft im Lehrbuch fehlen mubte. Wiirde heute dieses Lehrbuch der Anthropologie nur historisch gewertet werden konnen, so ware dem Andenken des Yer¬ fassers durch eine Neuauflage ebensowenig gedient, wie der Anthropologie selbst. Auberdem fiillt das ausgezeichnete Buck von Baur-Fischer-Lenz, Menschliche Erblichkeitslehre und Rassenhygiene, dessen erster Band 1927 in neuer Auflage erschienen ist, die eben besprochene Liicke aus. Was hingegen im Lehrbuch noch immer nicht beriicksichtigt werden konnte, ist die Eingeweidelehre der Rassen. Auf diesem Gebiete sind bisher nur Einzelarbeiten erschienen (vgl. Schriftenverzeichnis S. 1191 ff.), die noch in keiner Weise ausreichen, einen abgeschlossenen Teil eines Lehr- buches zn bilden. Die Rontgenforsclmng wird hier in Zukunft neben der Untersuchung der Konstitution, sowohl der individuellen wie der rassialen, wozu auch die pathologische Erforschung treten mub, neue Bahnen weisen. Einstweilen mubte das Gesamtgebiet der Eingeweidelehre der Rassen aus dem angegebenen Mangel unberiicksichtigt bleiben. Die in den letzten Jahren veranderte und verbesserte Technik wurde speziell dann in das Lehrbuch aufgenommen, wenn sie der vom Verfasser ausgebauten Methodik entsprach, einzig aus dem Grunde, um diese moglichst einheitlich zu gestalten. Selbstverstandlich wurde aber auch jede von ihr abweichende Mebmethode erwahnt, soweit diese in der Literatur erreichbar war und sich bei der Messung bewahrt hatte. Yon Martins Hand stammen daruber folgende kurze Bemerkungen, die flir das Vorwort der zweiten Auflage bestimmt waren: „Hinsichtlich der Verbesserung der Technik ist nicht viel brauchbare Arbeit geleistet worden. Was an groberem Material sich bewahrte, wurde aufgenommen. Aber technische Vorschlage, die nur auf Grund weniger Versuche gemacht wurden, liaben keinen Anspruch darauf, in einern Lehrbuch PJatz zu finden. Auch zwei seit der ersten Auflage dieses Buches erschienene technische Anleitungen, beide in englischer Sprache,](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29827954_0001_0015.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)