Der Jerusalemische Talmud : in seinen haggadischen Bestandtheilen / zum ersten Male in's Deutsche übertragen von A. Wünsche.
- Date:
- 1880
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Credit: Der Jerusalemische Talmud : in seinen haggadischen Bestandtheilen / zum ersten Male in's Deutsche übertragen von A. Wünsche. Source: Wellcome Collection.
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![[Fol. 4 b.] Der Baum des Lebens hatte einen solchen, Umfang, dass man 500 Jahre brauchte, um ihn zu umgehen und zwar bezieht sich dieses Maass nicht etwa auf den Umfang seiner Aeste, sondern nur auf den Umfang, seines Stammes. Alles Wasser der Schöpfung war unter demselben vertheilt, und es ist der Baum, von dem gilt, was Ps. 1, 3 gesagt ist. Der Baum nahm den 60. Theil des Gartens ein und dieser be- trug wieder den 60. Theil von Eden, was aus Gen. 2, 10 folgt. [Fol. 5 a.] Nach den Kabbinen beträgt die Keise vom Himmel bis zur Erde so viel, als die Jahre der Patriarchen zu- sammeugerechnet ausmachen, nämlich 500 Jahre. Dabei wird auf Deut. 13, 21 hingewiesen. Wie man eben von der Erde bis zur Veste 500 Jahre braucht, ebenso viel braucht man auch von einer Veste bis zur andern und ebenso dick ist jede Veste. [Fol. 5 a.] Nach Rab war die Veste am ersten Tage weich, am zweiten aber wurde sie hart. Daher wollen die Worte Gen. 1, 6: Es werde eine Veste sagen: sie werde dicht (hart), oder wie Rabbi Jehuda ben Pasi will, sie werde wie eine Art Decke (Teppich). Vergl. Ex. 39, 3. Nach Rabbi Josua hat die Veste nur die Dicke von zwei Fingern, nach Rabbi Acha im Namen des Rabbi Chanina, indem er auf Hi. 37, 18 hin weist, ist sie sogar so dünn wie ein Blech. Dass sie aber dennoch fest ist, zeigt das Wort stark an, und dass sie nicht nachgibt und schlaff wird, hat seinen Grund da- rin, weil sie wie ein gegossener Spiegel ist und immer aussieht, als ob sie erst gegossen wäre. Rabbi Jochanan sagt: Wenn ein Mensch in der Welt ein Zelt aufschlägt, so gibt es mit der Zeit nach, die Veste aber bleibt stark und gibt nicht nach. Rabbi Simeon ben Lakisch sagt: Menschen giessen Gefässe, welche mit der Zeit rostig werden, von der Veste aber heisst es: wie ein gegossener Spiegel, weil sie immer aussieht, als ob sie erst gegossen wäre. Rabbi Asarja sagt, indem er Gen. 2, 1 und 4 auf einander bezieht: Obgleich ein Tag, eine Woche, ein Monat, ein Jahr nach dem andern dahin geht, so bleibt sie dennoch, wie es heisst: wie an dem Tage ihrer Geburt, da sie geschaffen wurde, da Gott der Ewige die Welt und den Himmel machte.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b30095827_0016.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)