Aus der medizinischen Nomenklatur der Patienten / von A. Herzfeld.
- Herzfeld, Alfred Abraham.
- Date:
- 1908
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Credit: Aus der medizinischen Nomenklatur der Patienten / von A. Herzfeld. Source: Wellcome Collection.
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![Missgeburten in der medizinischen Kunst- sprache verdanken ihre Entstehung, wie so viele Vorträge, dem Lexikon, wo so lange nach schön wissenschaftlich klingen- den Namen mit den dazugehörigen Suf-, Af- und Praefixen gesucht wird, bis der ganze Sprachdefekt in toto gedeckt ist. Kommt es dann noch vor, dass der Autor, trotz massloser Anmassung, noch mit den alten Sprachen auf Kriegsfuss steht, so entstehen die wunderbarsten Sprachge- bilde, die an Geschmacklosigkeit ihres Gleichen suchen, und nicht mitUnrecht er- hebt Dr. A. Rose, New York, gegen diese Willkür in der medizinischen Kunst- sprache Einspruch. . An diesem wissen- schaftlichen Streite beteiligt sich der Pa- tient. so er Laie ist, nicht und mit un- glaublicher Leichtigkeit umsegelt dieser die rauhen Klippen der freudlosen, unste- ten medizinischen Nomenklatur und auf Kosten der Richtigkeit produziert seine Fixigkeit die sonderbarsten medizinischen Sprachgebilde. Eine Anzahl dieser zu er- läutern, zu beleuchten und der Vergessen- heit zu entreissen, sei der Zweck dieser Zeilen. Gleich hier möchte ich noch hinzufügen, dass während Deutschland, wie schon oben erwähnt, die führende Macht im wissen- schaftlichen Ausknobeln, sit venia verbo, der medizinischen Ausdrücke ist, sich für das Schaffen schöner, prägnanter, popu- lärer Namen für Krankheiten und Gebre- chen unsere englisch sprechende u.unsere russisch - jüdische Bevölkerung in den Preis ex aequo teilen. Die ,,bronichal” tubes und die ,.larn]^ gehören zu unserer täglichen Praxis. Die „Gasterititis” hat ihren Namen von der Gasansammlung im Magen und die „Pain- dicitis’’ (Appeodicitis) von den Schmerzen, diesie verursacht. „Plumbago” liegt dem Kranken bleischwer im Rücken und die „Concession of the brain” beweist, dass ein derartiges anatomisches Gebilde bei der betreffenden Verletzung vorhanden war, „Ministrated” statt menstruated ist selir beliebt, was aber der Minister rnit der Menstruation zu tun hat, ist mir nicht klar, jedenfalls ist er direkt an dieser nicht be- teiligt. „Curated” statt curetted kann nur auf den Curate zurückgeführt werden, doch soll derselbe schon seit Gregor dem Siebenten aucli indirekt an der Curettage](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22419718_0004.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)