Pestschriften aus den ersten 150 Jahren nach der Epidemie des "Schwarzen Todes" 1348.
- Karl Sudhoff
- Date:
- [1911]
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Credit: Pestschriften aus den ersten 150 Jahren nach der Epidemie des "Schwarzen Todes" 1348. Source: Wellcome Collection.
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![patria [?], in qua regnat, secundum Haly et flatus venti borealis secundum Avicennam valet. % Ista habeo de episcopo Frisingensi, quem reputo pro meliori medico totius mundi. Offenbar ist das Schriftstück direkt unter dem Eindrücke der Pest von 1348/1349, der „actualis epydimia“, in Avignon geschrieben, denn der Verfasser der kleinen Zusammenstellung kann niemand anderes sein, als Bischof Johannes II., angeblich ein Göttinger Bürger- sohn Johann Hake [auch Johann Griese] von Westerholt, früher Bischof von Werden an der Ruhrx), der seinen bayerischen Bischofs- sitz, auf den ihn Papst Benedikt XII. 1340 gesetzt hatte, niemals antrat, sondern ständig am päpstlichen Hof in Avignon weilte, bis zu seinem Tode im Jahre 1349. Über sein ärztliches Wissen und Können scheinen wir nur sehr unvollkommen unterrichtet zu sein. Die Acta Episcoporum Frisingensium* 2) besagen darüber nur: „astrologiae et medicinae apprime gnarus“. Doch hilft uns Konrad Eubels „Hierarchia catholica medii aevi“ auf eine ergiebigere Fährte. Es heißt dort S. 266 unter Freising zwar nur: „Johann de Wester- hold ep. Verden. Ben. XII. a. 7. (t. 129) ep. 432“, aber unter Werden, S. 552: „1331 Joh. de Gottinge (Westerhold) can. Maguntin., diac. Jo. XXII. a. 15 (t. 97.) ep. 3 Tb Und Johann von Göttingen ist allerdings auch in der Arzneigeschichte schon kein völlig Unbekannter mehr. Ich habe seit längerer Zeit ein Auge auf ihn geworfen und eine ganze Reihe handschriftlicher Spuren von ihm ge- funden. Demnächst werde ich zwei andere Abhandluugen von ihm veröffentlichen und spare mir auch alles Weitere über diese be- achtenswerte Persönlichkeit bis zu dieser Gelegenheit auf. Hier haben wir es nur mit seinen Verlautbarungen über die Pest zu tun, von denen wir in einer Breslauer Handschrift weitere Spuren ge- funden haben. In Ms. TV, F. 24, Bl. 343y, Sp. 2, der dortigen Universitätsbibliothek schreibt eine Hand des 15. Jahrhunderts: Contra epidimeam secundum magistrum Johannem de Gotingen Episcopum Werdensem. Recipe aloe 5 B croci, mirrae ana 3 baccarum lauri 5 üj, coriandri 5 ij, panis zuccari amari(P), fiat confectio sumaliter(?) 5j et fl cum vino bene 6 temperato. valent etiam ficus, nuces et ruta comestae de mane et abstinere ab appropinquatione [?] infirmorum et mortuorum, 9 Als Johann XXXVII. 2) Siehe Martin von Deutingers Beyträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbisthums München und Freysing. I. Bd., München 1850, S. 81.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b2492121x_0008.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)