Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik : In chronologischer Darstellung / Unter Mitwerkung von R. du Bois-Reymond und C. Schaefer, herausgegeben von L. Darmstaedter.
- Ludwig Darmstaedter
- Date:
- 1908
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Credit: Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik : In chronologischer Darstellung / Unter Mitwerkung von R. du Bois-Reymond und C. Schaefer, herausgegeben von L. Darmstaedter. Source: Wellcome Collection.
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![1310 1300 Nachdem die Kunst, in Stukko, einer aus Gips, Kalk und Sand hergestellten Masse zu arbeiten, bereits von den Alten, namentlich von den Äthiopiern und später in Syrien, Cypern und in Rom geübt, aber allmählich in Ver- gessenheit geraten war (vgl. auch 450 v. Chr. Herodot und 330 v. Chr. Lysistratos), erneuert Margaritone dieselbe in Italien, wo sie alsdann von dem Maler Nani um 1514 wesentlich vervollkommnet wird, wie die Stück- arbeiten der Loggien des Vatikans beweisen. — Giovanni Pisani erfindet den Farbenschmelz im Tiefschnitt (Email de basse-taille). — Der Florentiner Ruccellai entdeckt den Farbstoff der Orseille, der nach ihm Roccella genannt wird. — Alessandro de Spina aus Pisa verfertigt, wie die Chronik des S. Caterina- Klosters zu Pisa meldet, Augengläser, die indes, wie die Chronik gleichfalls sagt, schon vor ihm erfunden worden seien. Ob der wirkliche Erfinder, wie aus seiner Grabschrift in der Kirche Santa Maria Maggiore in Florenz hervor- geht, Salvino degli Armati war, läßt sich mit Sicherheit nicht nachweisen Sicher ist nur soviel, daß die konvexen Brillen um 1300 erfunden, und daß sie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts allgemein bekannt sind. (S. in dieser Beziehung 1363 Guy de Chauliac). — Hugo von Trimberg erwähnt in seinem Lehrgedicht „Der Renner“ zuerst Fiedelbogen aus Roßhaaren. 1301 Der italienische Maler Giotto di Bondone bringt mit seinen Schöpfungen in Florenz, Padua u. a. a. O. die Freskomalerei durch sorgfältige Ausbildung ihrer Technik zu neuer Blüte und weiter Verbreitung. 1302 Flavio Gioja aus Amalfi hat mutmaßlich zuerst die nach den Windstrichen geteilte Kompaßrose mit der schwingenden Magnetnadel verbunden und dadurch den Kompaß für die Seeschiffahrt brauchbar gemacht. 1306 Der Waffenschmied Rudolf zu Nürnberg erfindet die Drahtziehmaschine, die von besonderer Bedeutung für die Herstellung der Ritterrüstungen (Ringelpanzer) wird. 1307 Der Gebrauch des Wachstuchs, eines mit Leinölfirnis überzogenen Zeuges, ist mindestens seit Anfang des 14. Jahrhunderts bekannt, wie daraus hervorgeht, daß man beim Öffnen des Grabes des 1307 gestorbenen Königs Eduard I. von England im Jahre 1774 dessen Leiche mit feinem Wachs- tuch umwickelt fand, das so konservierend eingewirkt hatte, daß man die Bildung der Hände und des Gesichts noch vollkommen erkennen konnte. 1310 Abulfeda lehrt, daß, wenn zwei Leute, der eine gegen Osten, der andere gegen Westen um die Erde wandern und an ihrem Ausgangspunkt Zu- sammentreffen, der erste der Kalenderfolge um einen Tag voraus, der andere um einen Tag hinter ihr zurück sein müsse. — Abulfeda berechnet zuerst die Größe der] gesamten Erdoberfläche auf 20360000 Quadratparasangen. — Matthaeus Sylvaticus, Verfasser des dem Könige Robert von Sizilien ge- widmeten pharmakologischen Werkes „Pandectae medicinae“ legt in Salerno den ersten europäischen botanischen Garten an. Ihm folgt 1333 die Stadt Venedig mit Anlage eines öffentlichen medizinisch-botanischen Gartens. Der Mönch Theodoricus Teutonicus bahnt, ohne das eigentliche Refraktions- gesetz zu kennen, zum ersten Male eine richtige Erklärung des Haupt- und Neben-Regenbogens an, während ihm die Deutung der Farbenfolge noch mißlingt. E. Wiedemann schreibt die erste richtige Erklärung des Regenbogens dem’ arabischen Gelehrten Al Färisi zu, der um das Jahr 1280 gewirkt haben muß.](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b24860153_0073.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)