Zur Geschichte der Konstitutionslehre / von Max Neuburger.

  • Neuburger, Max, 1868-1955
Date:
1913
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Credit: Zur Geschichte der Konstitutionslehre / von Max Neuburger. Source: Wellcome Collection.

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    in an sich löblicher Weise, aber weit über’s Ziel hinausschiessend, verteitigte, da er diese als ein Noli me tangere gegenüber den Hilfs¬ wissenschaften betrachtete. Die Beobachtung und Erfahrung am Krankenbette galt BOERHAAVE freilich als höchstes Kriterium in pathologischen und insbesondere therapeutischen Fragen, aber es lag gerade in seiner Tendenz, die Ergebnisse der Hilfswissen¬ schaften (Physik, Chemie, Botanik, Arzneimittellehre, Anatomie, Physiologie) mit der hippokratischen Krankheitslehre und The¬ rapie, soweit es ging, zu verknüpfen. Van SwiETEN, darin seinem Lehrer viel näher stehend, hatte ebenfalls gerade in dieser Ab¬ sicht die Anlage eines botanischen Gartens, die Errichtung eines chemischen Laboratoriums und anatomischen Instituts in Wien durchgesetzt und geeignete Vertreter teils von auswärts berufen, teils aus dem Kreise seiner Schüler heranzubilden gesucht. Am lautersten floss die Quelle der Boerhaave’schen Lehre stets in van Swieten’s Kommentaren zu den „Aphorismen ’ und dieses Standard work für Jahrzehnte Hess Oesterreichs Arzte immer wieder zum ursprünglichenText, zur nächststehenden Interpretation zurückkehren, wenn die Kliniker sich in Einseitigkeiten verloren. Wie die „ Aphorismi de cognoscendis et carandis morbid' mit dem Kommentar van Swietens die Grundlage des klinischen Unter¬ richts bildete, so basierte der Unterricht in der Physiologie und allgemeinen Pathologie auf den „Institutionen medicae”, der Un¬ terricht in der Arzneimittellehre auf der Schrift „De materia medica et remediorum formulis”, der Unterricht in der Chemie auf den „Elementa chemiae”. Bis ins vorletzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts war die Wiener-Schule geradezu eine Schola Boer- haaviana, wie zur genüge aus folgender Instruktion hervorgeht, die den Professoren ein gewisses Abweichen von den autoritativen Schriften des „Praeceptor magnus” gestattet. Es heisst nämlich in der 1775 erschiedenen Verfassung der medicinischen Facultät. „Neque ex eo, quod hucusque injunctum est, exempli causa, ute Boer- havii Institutionibus, existimandum erit, Medicinae Professores adigi, ne vel ab ordine, vel a sententiis Boerhcivii ullo modo recedant; sed ideo factum est, quod nulla hactenus prodierit Medicae Artis Epitome, quae minori volumine, et ordine magis perspicuo comprehendat tanta, quanta in suis libellis Boerhavius conclusit.” .... Professor Chemiae, qui ordinem servat Elementorum Chemicorum Boerhavii. Physiologus explicat