Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker.
- Kölliker, Albert, 1817-1905.
- Date:
- 1852
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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker. Source: Wellcome Collection.
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![Ueber die physiologischen Verhältnisse der fertigen weiblichen Sexualorgane ist schon im früheren manches angeführt worden und es wird daher hier genügen, noch die Bewegungen und Secrete derselben etwas ins Auge zu fassen. In den Eier- stöcken, deren Stroma oft täuschend muskulös aussieht, habe ich mit Salpetersäure von 20% vergebens nach Muskeln gesucht, doch erhält man an frischen Präparaten hie und da mikroskopische Bilder, welche man geneigt ist, auf dieses Gewebe zu deuten. Dass die Eilei ter sehr lebhafter Bewegungen fähig sind, wird nach den Resultaten der Vivisectionen bei Thieren und der mikroskopischen Untersuchung beim Men- schen nicht zu bezweifeln sein und sehe ich entgegen v. Kiwisch (Geburtskunde, pg. 96) nicht ein, warum nicht durch Bewegungen derselben , verbunden mit einer Art Steifung durch grössere Füllung der Gefässe, ein Anlegen an den Eierstock zu Stande kommen sollte, wie dies auch durch die Erfahrungen von Gendrin und Raciborski (I.e. pg. 412—417) an zwei während der Menstruation Gestorbenen und von L aahr (Demutat. gen. mul.brevi post concept, Halis]8ii3) für eine kurz nachdem Coitics Getödtete bestätigt wird. Die Bewegungen des Uterus anlangend, so sind dieselben auf jeden Kall während derGeburt sehr energisch, fehlen aber auch ausser dieser Zeit nicht. Die Muskulatur ist so angelagert, dass einmal eine allseitige Ver- engerung der Uterushühle, dann aber auch locale, mehr oder weniger ausgedehnte Contractionen mit grosser Leichtigkeit zu Stande kommen können. So ist beim Gebäract der Cema; und das Orificium erschlafft, während der Grund und der Körper sich zusammenzieht und erst zuletzt folgen noch Contractionen der ersteren Theile und der Vagina. Bei Krämpfen zieht sich der ganze Uterus enge um das Kind zu- sammen, bei Retenlion der Placenta ganz local nur der Grund. ■— Dass bei der Menstruation und beim Co/fws Bewegungen eintreten, ist wahrscheinlich, aber nicht ganz ausgemacht. Bei letzterem nimmt fnan gewöhnlich eine Oeffnung des Orificium und Erweiterung des Cervicalcanales an. Denkt man sich dieselbe als selbständig im Cervix aufti-etend, so hat man Recht, wenn man nni Kiw is ch (1. c. pg. -103) gegen dieselbe opponirt, denn die radiären, von Kasper beschriebenen Fasern, die einzig etwas der Art bewirken könnten, existiren nicht; dagegen ist die Sache sehr leicht gedenkbar, wenn im Cervix und Orificium ein Nachlass der Muskula- tur, im Körper und Grund eine Contraction besonders der longitudinalen Fasern sla- tuirt wird. — Will man den Uterus in der Anordnung seiner Muskulatur und seinen Bewegungen mit einem andern Organe vergleichen, so it,t keines passender als die Blase, in der die Muskulatur wesentlich ebenso angeordnet ist und ein physiologi- scher Gegensatz zwischen den untern und obern Theilen sich findet. — Die Sen- sibilität des Uterus und der innern Theile der weiblichen Genitalien überhaupt ist sehr gering ; sorfältiges Sondiren der Uterushöhle macht keine Sensation, ebenso wird eine Berührung der Vaginalportion oft kaum empfunden, dagegen können diese Theile bei stärkerem Druck, Zerrungen, Entzündungen schmerzen. Die Scheide wird nach unten zu immer sensibler und was die äussern Genitalien anlangt, so sind es besonders die Cliloris, welche die reiche Nervenausbreitung zu Sensationen be- fähigt, dann auch der Scheideneingang besonders an den Mündungen der Bartholin- schen oder Duverney sehen Drüsen. Die Secrete der weiblichen Genitalien sind, abgesehen von denen des Ovarium, 1) ein weisslicher S ch leim im Uterus und der Vagina, der am erstem Orte wohl vorzüglich von den Uterindrüsen stammt und wahrscheinlich in einigen Beziehun- gen abweicht; 2) ein glasheller zäher Schleim im Cervix uteri (siehe oben) ; 3) das helle zähe Secret der Bartholin sehen Drüsen, das während der Begattung in grosser Menge entleert wird und bei Reizungen, wie Huguier und Scanzoni sahen, selbst manchmal im Strahle hervortritt, was auf Rechnung der Muskeln des Aus- führungsganges geschrieben werden kann; 4) die Secrete der kleinen Talg- und Schleimdrüsen der äussern Genitalien. Untersuchung der weiblichen Gen Italien. Die Graafschen Follikel sind möglichst frisch zu untersuchen, wenn man die Membrana granulosa und Eier in ihren natürlichen Verhältnissen sehen will. An altern Eikapseln schwimmt die](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20400962_0548.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)