Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker.
- Kölliker, Albert, 1817-1905.
- Date:
- 1852
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Credit: Handbuch der Gewebelehre des Menschen : für Aerzte und Studirende / von A. Kölliker. Source: Wellcome Collection.
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![Gegen den freien Rand verschmelzen diese drei Lagen in eine einzige aus Bindegewebe und elastischen feinen Netzen gebildete, über die dann noch das Epithel heriibergeht. — Die Semilunarklappen verhalten sich wie der freie Rand der andern und was die Chordae tendineae betrifft, so bestehen dieselben aus gewöhnlichem Sehnengewebe, über die eine ganz dünne Lage vom Endocardium — nur Epithel und eine feine elastische Lamelle — herübergeht. Die Blutgefässe des Herzfleisches sind sehr zahlreich, weichen jedoch in nichts von denen quergestreifter Muskeln ab (§. 77), ausser dass die Capillaren wegen der Dünne der Muskelfasern oft mehrere derselben zusammen umspinnen. Das Endocardium ist in seiner Bindegewebslage ziemlich reich an Gefassen, dagegen erstrecken sich dieselben nur spärlich in das eigentliche Endocard hinein. In den Atrioventricularklappen sieht man leicht bei Thieren, aber auch beim Menschen (cf. Luschka], c. pg. 182 u. Fig. 5) einige Gefässchen, die zumTheil von den Papillarmuskeln, vor- züglich aber von der Basis her an sie gelangen und zum Theil selbst in dem eigentlichen Endocardiumüberzug derselben, jedoch spärlich sich vorbereiten. Die Seminularklappen sind gefässlos. — Lymphgefässe finden sich an der äusseren Platte des Herzbeutels nur wenige, dagegen sind dieselben unter der Innern Lamelle des Pericard auf dem Miiskellleisch in reichlicher Menge vorhanden und lassen sich schon dadurch leicht nach- weisen, dass man das Herz einige Tage in Wasser liegen lässt, wie Cruikshank richtig angibt. Ihre Stämme sammeln sich in den Furchen, verlaufen mit den Blutgefässen und enden in den Drüsen hinter und unter dem Arcus aortue an derTheilung der Trachea, wohin auch die der Lunge sich begeben. Ob die Herzsubstanz und auch das Endocard Lympligefässe besitzen, wie einige annehmen, ist noch nicht entschieden. Die Nerven des Herzens sind zahlreich und stammen aus dem namentlich vom Vagus und Sympathicus gebildeten Herzgeflecht, Plexus cardiacus, unter und hinter dem Aortenbogen. Dieselben treten als schwächerer Plexus coronarius dexter und stärkerer sinister mit den Gefassen an die rechte und linke Kammer und Vorkammer, verlaufen theils mit den Gefas- sen, theils verschiedentlich dieselben kreuzend nach der Herzspitze und senken sich, nachdem sie viele, meist spitzwiniilige Anastomosen unter einander eingegangen sind, an verschiedenen Orten, zum Theil schon in der Kranzfurche in das Muskelfleisch ein, um theils in demselben zu enden, theils bis in die Bindegewebsschicht des Endocardium zu ge- langen. Die Herznerven des Menschen sind mehr grau und enthalten, die allerstärksten ausgenommen, nur feine und sehr blasse Nervenröhren, diese jedoch in grosser Zahl und mit nicht gerade sehr vielen kernhaltigen Fasern gemengt. Obschon die Nerven selbst im Endocardium noch dun- kelrandig und ziemlich häufig sind, so ist es doch auch hier ebensowenig als in dem Muskelfleisch bisher möglich gewesen, ihre Endigungen zu entdecken. — Ganglien finden sich nicht blos im Herzgeflecht an ver- schiedenen Orten , sondern wie Remak beim Kalbe entdeckte, auch in](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b20400962_0559.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)