Über paarige Ausführungsgänge der Geschlechtsorgane bei Insecten : eine morphologische Untersuchung / von J.A. Palmén.
- Palmén, J. A., 1845-1919.
- Date:
- 1884
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Credit: Über paarige Ausführungsgänge der Geschlechtsorgane bei Insecten : eine morphologische Untersuchung / von J.A. Palmén. Source: Wellcome Collection.
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![zu verwerthen. Ein Ausgangspunkt zu solchen Verwerthungen wird die seit lange keimende Lehre vom Functionswechsel ergeben. Darüber ist aber gegenwärtig noch wenig Exactes festgestellt, wenn \ auch viel sich ahnen lässt. Zusammen genommen werden die Morphogenese und die Physio- i genese die wahre biologische Forschungsart der Zukunft begründen, wozu heute das Material gesammelt und verarbeitet wird. Diese bio- logische Forschung zielt also auf Fragen, die viel tiefer liegen, als diejenige, welche häufig genug dieselbe Bezeichnung in Anspruch nimmt. Sie wird stets parallel mit der phylogenetischen Forschung verlaufen. Diese in der Zukunft reifenden Forschungsrichtungen werden un- i übersehbare Ernte bringen. Aber auch sie können, in ihrem Anfang | unrichtig gefasst, irre leiten. Sie behandeln die schwierigsten zoologi- j sehen Fragen und müssen demnach gründliche Kenntnisse und reifes ! Urtheil voraussetzen. Nicht jeder Unberufene darf hier mitsprechen; ; und schon das wissenschaftliche Thema populär darzustellen er- , fordert eigene Erfahrung als Forscher. Allerdings können Compilatio- ^ nen leicht gegeben, wie auch leicht gelesen werden, und den Theorien in weiten Kreisen Anerkennung bereiten: der qvantitative Reichthum popu- lärer Darstellungen mag dann Manchem als erfreuliche Zeugnisse des I Fortschrittes der Wissenschaft erscheinen. Aber der Schein ist trüge- j risch; denn die wissenschaftliche Theorie selbst wird dadurch nur in ! geringem Maasse befördert, vielmehr kann diese Beförderung verhäng- i nissvoll werden. Wenn der Dilettantismus populärer Schriften mit ernst- I hafter mtihvoller Forschung verwechselt wird, läuft nämlich die Be- deutung der Zoologie als Wissenschaft Gefahr, in ebenso verkehrter Weise | aufgefasst und danach beurtheilt zu werden, wie dies oben (S. 5—6) '] mit Bezug auf die gedankenarme Form von descriptiver Forschung dar- \ gestellt wurde, — ja vielleicht noch mehr, denn die letztgenannte bringt j wenigstens doch Thatsächen hervor. Das phylogenetische System einer so vielseitig gestalteten Thier- ! gruppe, wie die der Insecten, wird noch lange auf sich warten lassen. ■ Zwar hat es allerdings nicht an einem Versuche gefehlt die „Phyloge- ! nie der Insecten zu entziffern und das „Protentomon seiner „unver- i dienten Vergessenheit zu entreissen. Indessen ist ein Versuch des 1 Schülers, ja sei es auch des Meisters selbst, die Körperform, welche j das Urinsect besass, eben nach der Theorie der Phylogenie zu con- i struiren keineswegs ein Nachweis der Wahrheit dieser Theorie, keine i Realisation des grossartigen Programmes bezüglich der fraglichen Thier- | i II](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22272525_0024.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)