Die Grundlagen der psychischen Entwicklung : eine Einführung in die Kinderpsychologie / von K. Koffka.
- Kurt Koffka
- Date:
- 1921
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Credit: Die Grundlagen der psychischen Entwicklung : eine Einführung in die Kinderpsychologie / von K. Koffka. Source: Wellcome Collection.
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![S ec hstes Kapitel Das Kind in seiner Welt In einem letzten kurzen Kapitel will ich versuchen, ö einige Haupt-Züge der kindlichen Welt gegenüber der y unseren herauszuarbeiten. Man bezeichnet die Welt | des Kindes als eine Welt des Spiels, eine Welt der )] Verantwortungslosigkeit, des souveränen Umspringens • mit der Wirklichkeit. Diesen Charakter gilt es näher zu bestimmen. Das Problem ist nicht identisch mit dem der kindlichen Spiele. Die eigentlichen Spiele treten, wenigstens in ihren allerersten An¬ fängen, in einem so frühen Lebens-Alter auf, in dem wir noch nicht von einem Welt-Bild, auch im bescheidensten Wort-Sinn, sprechen können. Andererseits offenbart sich in ihnen später nur eine Seite dessen, was wir eigentlich meinen. Denn der Unterschied von Spiel und Ernst, den wir Erwachsenen kennen, ist für das Kind zum mindesten ein ganz anderer als für uns. Auch wenn das Kind nicht eigentlich spielt, so hat seine Welt doch noch „Spiel-Merk¬ male“, besser gesagt: Eigentümlichkeiten, die den kindlichen, und zum Teil und in gewissem Grade auch den Spielen Erwachsener an¬ haften, finden sich auch in ihrem inneren und äußeren Verhalten wieder, wenn die Kinder nicht spielen. Nun dürfen wir nicht ver¬ gessen, daß das Kind in einer Welt auf wächst, die von Erwachsenen beherrscht wird, daß also ständig von Erwachsenen aus Einflüsse auf das Kind ausgehen; wir haben es also nicht mit einem lange Zeit hindurch völlig unverändert bleibenden Zustand zu tun, sondern das kindliche Welt-Bild macht einen Umbildungs-Prozeß durch, der bald schneller, bald langsamer ablaufen kann. Dies muß man im Auge behalten, wenn man eine Charakteristik der kindlichen Welt zu geben versucht. Als Ausgangs-Punkt der Betrachtungen wähle ich folgendes Beispiel: ein Kind mag eben mit einem Stück Holz spielen, es als sein „geliebtes Pflegekind“ behandeln, und kurze Zeit darauf, wenn man es inzwischen von dieser Tätigkeit abgelenkt hat, wird es das gleiche Stück Holz zerbrechen oder ins Feuer halten 822). Wie passen die zwei Verhaltens-Serien gegenüber dem Stück Holz zusammen? Äußerlich betrachtet zum mindesten scheinen sie ganz unverträglich](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b29818965_0256.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)