Neurone und Neuronenbahnen / von P. Schiefferdecker.
- Schiefferdecker, Paul, 1849-1931.
- Date:
- 1906
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Credit: Neurone und Neuronenbahnen / von P. Schiefferdecker. Source: Wellcome Collection.
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![keit und Unvermeidbarkeit des Eintrittes dieser Art der Reizung ausdrückt. Wenn man mit mir annimmt, daß die Überleitung der Erregung, die Fortpflanzung des Reizes von einer Zelle auf die andere, sich in der Tat in der hier von mir angenommenen Weise auch bei den Nervenzellen vollzieht, so versteht man auch jenen Vorgang, welcher bisher noch dunkel war, nämlich die Verlangsamung der Ner- venleitung bei dem Übertritte von einem Neuron auf ein anderes (die „Reflexzeit)- Exner spricht sich hierüber dahin aus (153. S. 47 ff.), daß es zweifelhaft sein könne, ob diese Verzögerung auf Rechnung der Ganglienzellen, welche von der Erregung durchsetzt werden, oder der Übertragung zwischen Endbäumchen und Zelle, oder auf die der Leitung in den feinsten Nerven kommt. Er hält aus verschiedenen Gründen das zweite für das wahrscheinlichste. Auch nach der hier von mir vertretenen Anschauung würde ich zu derselben Anschauung kommen. Es wird eine gewisse Zeit dauern, bis die Menge der aus der Neuritenendigung ausgetretenen Stoffe groß genug geworden ist, um die Nervenzelle, an der die Endigung anliegt, zu beeinflussen. Es wird dies auch davon abhängen, wie enge die Endigung der Zelle anliegt, wie dick also die zwischen beiden befindliche Schicht der Körperflüssigkeit ist, durch welche die austretenden Stoffe event. verdünnt werden. Sodann wird es weiter eine gewisse Zeit brauchen, bis diese ausgetretenen Stoffe das Plasma der anliegenden Zelle soweit chemisch verändert haben, daß infolgedessen, die spezifische Tätigkeit einzutreten vermag. Da die Menge der austretenden Stoffe um so größer sein wird, je stärker die Zelle tätig ist, so erklärt sich auch die Beobachtung, daß, je stärker der Reizzustand ist, um so kürzer die Reflexzeit wird. Wir wissen ferner, daß die Abscheidungsprodukte der Zellen bei ihrer Tätigkeit andere sind, wie während der Ruhe. Der Muskel reagiert bei seiner Tätigkeit sauer, wahrschein- lich infolge eines höheren Gehaltes an Monophosphat und von Bildung von Milchsäure (Tigerstedt); ferner enthält der arbeitende Mus- kel eine geringere Menge wasserlöslicher und eine größere Menge in Alkohol löslicher Stoffe als der ruhende (Helmholtz). Bei der Arbeit vermehrt sich die Gesamtmenge des Kreatins und Kre- atinins und die der Xanthinkörper nimmt ab. Der Glykogengehalt nimmt bei der Arbeit ab (Tigerstedt). Ohne auf das Genauere hier weite]- einzugehen, kann man also mit Sicherheit sagen, daß](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21168064_0020.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)