Geschichte der Forschungen über den Geburtsmechanismus während des dritten Viertels des 17. Jahrhunderts : Inaugural-Dissertation der medicinischen Facultät zu Giessen bei Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe / vorgelegt von Moritz Fresenius ; Präses Prof. Dr. v. Ritgen.
- Fresenius, Moritz.
- Date:
- 1855
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Credit: Geschichte der Forschungen über den Geburtsmechanismus während des dritten Viertels des 17. Jahrhunderts : Inaugural-Dissertation der medicinischen Facultät zu Giessen bei Erlangung der Doctorwürde in der Medicin, Chirurgie und Geburtshülfe / vorgelegt von Moritz Fresenius ; Präses Prof. Dr. v. Ritgen. Source: Wellcome Collection.
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![Fläche nach in zwei Blätter gespalten wird, von welchen das eine an der Gebärmutterwand, das andere an der äusseren Flocken- fläche des Kuchens hängen bleibt. Diese äussere Schicht, welche als Decke der für blosse Gefässe gehaltenen Kuchenflocken nach der Geburt ei’scheint, hat Ruysch auf der vorgenannten Tafel, I'ig. 1 im Ganzen richtig, nur zu glatt, so dass man die zerris- senen Ilöhlenwände nicht sieht, abbilden lassen. Er nennt sie: Mem- brana placentae villosa und denkt sich dieselbe durch Spaltung des Chorions in zwei Lamellen entstanden, welche die Flocken zwischen sich fassen, und von welcher die eine eben diese villosa ist, die andere aber bei der reifen Frucht mit dem Anmium ver- wächst, welches Ruysch bei der reifen-Frucht nicht als solches, sondern als Pseudo-Allantoist bezeichnet. §. 21. ln dem umgestülpten Mutterboden entdeckte R uysch die Lagerung der Muskelfasern des Uterus in concentrischen Kreisen, deren Mittelpunkt mit eben dem des Mutterbodens zu- sammen fällt. Er setzte aber die Untersuchung der Gebärmutter- fasern auf den übrigen Bereich des Uterus nicht, wie später C alza, sorgfältig genug fort, glaubte die übrigen Fasern: cactcras ute- rinas fibras perplexe intertextas decurrerc, und dachte sieh jene concentrische Faserschicht als einen abgegrenzten, besonderen Muskel, den er Musculus orbieülaris Uteri nannte und von dem er glaubte, dass er nicht nur bei der Austreibung des Kindes, sondern ganz besonders des Mutterkuchens mitwirkc; so dass der Kuchen bei Einpflanzungen an liefern Wandgegenden des Uterus sich schwer bei der Geburt ablüsc. Der Muskel ist in einer be- sonderen Tractatio de musculo in fundo Uteri observato antehac a nemine dctecto und in der Dccas tertia adversariorum anato- mico-medico-ehirurgicorum, welche zuerst Amstelod. 1717—23.4. erschienen, besprochen und abgebildet. §. 22. Eine für seine Zeit höchst merkwürdige Ansicht stellt Ruysch in Ansehung der Behandlung des Mutterkuchens auf, den er nie gewaltsam gelöst wissen will und dessen Zurück- bleiben er nicht fürchtet. „Placenta semper educenda modo salva vita puerperae.“ Er glaubt, der Kuchen werde durch die Ver- kleinerung der Gebärmutter stets, wenn auch erst nach langer Zeit, getrennt und in eine harte Masse zusamengepresst. Gehe er dann nicht ab, was selten selbst noch 20 bis 25 Tage unterbleibe, so könne er bei neue]- Schwangerschaft ohne Nachtheil Zurück- bleiben. Bei der Geburt folge er dann dem Kinde und der](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22382975_0026.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)