Die Behandlung der Amaurosen und Amblyopieen mit Strychnin / von Albrecht Nagel.

  • Nagel, Albrecht, 1833-1895.
Date:
1871
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Credit: Die Behandlung der Amaurosen und Amblyopieen mit Strychnin / von Albrecht Nagel. Source: Wellcome Collection.

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    schieden. Einige Tage später, nachdem wieder endlich 1 Gran Strychnin eingestreut war, kann Dinck von Schrift unterschieden werden. Nachdem die Dosis bis 1% Gran in jede Schläfe gesteigert war, erfolgte ein Anfall von Schwindel, Uebelkeit, Schauder mit nachfolgender Schwäche, allein das Sehvermögen erfuhr eine bedeutende Steigerung. Nach einer Pause wurde der Strychningebrauch fortgesetzt, unter öfterer Erneuerung der Vesicatorfläche in steigender Dosis, schliesslich bis zu 3V* Gran in jede Schläfe (!!) ohne Nachtheil für das Allgemeinbefinden und mit fortschreitendem Gewinn für die Sehkraft. Nach SVamonatlicher Dauer war die Cur beendigt. Die Heilung war vollständig, die Augen sahen ganz normal aus, das dagewesene Schielen war verschwunden, auf der Uhr eines fernen Kirchthurmes wm-de die Zeit erkannt. Bei einem 28jährigen Frauenzimmer hatten die Zeichen beginnender Amaurose sich binnen zwei Jahren zu fast völliger Blindheit des rechten Auges gesteigert. Nur ein kleiner Theil der Retina hatte die Sensibilität behalten, so dass das Gebiet des Sehens, auf 6 Zoll Abstand vom Auge gemessen, nicht über einen Kreis von ’/2 Zoll Durchmesser hinausreicht, und auch in diesem kleinen Raum war das Sehen sehr unvollkommen durch fortwährendes Erscheinen von Muscae volitantes. Das linke Auge erkrankte vor 3 Monaten in ähnlicher Weise nur in geringerem Grade. Hier bestand »visus reticulatus«, auch grösserer Druck wurde nicht gelesen. Die Pupillen, massig erweitert, erscheinen etwas trüb. Das Auftreten der Krankheit war in beiden Augen von Schmerzen begleitet. Nach vergeb- licher anderweiter Behandlung wurde Strychnin endermatisch angewendet bis zum Eintritt von Kopfschmerz, Schwindel, Zittern. Das Sehen bessert sich dabei schnell, so dass in 6 Wochen das Sehfeld des rechten Auges nahezu seine normale Ausdehnung gewann und die Muscae volitantes verschwanden. Auch im linken Auge schwand die Sehstöining und die ^ ; Schmerzen, kurz, die Heilung war vollständig. t. Neben diesen beiden Fällen vollständiger Heilung sehen wir f,' in weiteren 7 Fällen durch den Strychningebrauch mehr oder we- V - niger bedeutende Besserung erreicht. Bei sechs Jahre lang bestau- dener Blindheit mit Unterscheidung von hell und dunkel zeigte schon die erste endermatische Appljcation von \/4 Grau Strychnin nach - 6 Stunden eine geringe Besserung des Sehens zugleich mit schiessen- U tlem Schmerz in der Stirn. Nach grösseren Dosen am siebenten Tage ; werden P^arbenunterschiede bemerkt, später trat Lichtempfindlichkeit ein, die bald wieder verschwand. In zwei Monaten wurde bedeu- ^ tende Besserung des Sehens epJelt. — Tn einem andern Falle (IV) zeigte sich die erste Besserung am zweiten Tage nach der ersten ,1^* Application des Medicaments. f: Ueber die Natur der Fälle Shortt’s sowohl als über die Strychninwirkung in denselben lassen sich zufolge der jener Zeit •' r' entsprechenden Mangelhaftigkeit der Angaben im Einzelnen manche