Grundriss der Physiologie des Menschen / von L. Hermann.

  • Ludimar Hermann
Date:
1877
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Credit: Grundriss der Physiologie des Menschen / von L. Hermann. Source: Wellcome Collection.

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    ten Nerven erst bei höherem Druck überwunden wird, als nach Durchschneidung der Nerven (Giannuzzi & Nawrocki). Das Cen- tralorgan für diese Contraction scheint im Rückenmark zu liegen, sein Ort ist aber nicht bekannt, und vor Allem ist es viel wahr- scheinlicher, dass die Contraction reflectorischer, als dass sie auto- matischer Natur sei. Was den Sphincter vesicae und dessen Tonus betrifft, so ist schon p. 104 gesagt, dass weder der letztere noch überhaupt das Dasein des Muskels zweifellos feststeht; das Haupt- moment des Blasenschlusses, die Contraction der Harnröhrenmus- culatur (Btjdge) ist höchstwahrscheinlich reflectorischer Natur, das Centrum dieses Reflexes scheint in der Lendengegend des Rücken- marks zu liegen (Budge). Es ist also im Rückenmark kein einziges automatisches Cen- trum mit Sicherheit oder auch nur mit Wahrscheinlichkeit anzuneh- men, sondern alle Erscheinungen erklären sich durch Vorgänge von der Natur der „geordneten Reflexe (p. 398 f.). 2. Verlängertes Mark, Mittel- und Kleinhirn. Anatomisches. Die Medulla oblongata bildet die Verbindung zwischen Rückenmark und Gehirn, in welcher sich jedoch die Fortsetzungen der Rücken- marksstränge nicht mehr vollkommen verfolgen lassen. Der Centrnlcanai des Rückenmarks nähert sich in der Med. oblongata der hinteren (zugleich oberen, wegen des Winkels, den die Med. oblongata mit dem Rückenmark bildet) Ober- fläche, und bricht endlich auf diese im Calamus scriptorius durch, indem er sich zu einer flachen Grube, der Rautengrube, erweitert. Mit ihm gelaugt die ihn um- gebende graue Substanz ebenfalls zur hinteren Oberfläche, und liegt endlich bis auf ein schmales in der Medianlinie liegendes Septum ganz und gar am Boden der Rautengrube, und zwar die Fortsetzung der früheren Vorderhörner nach aussen von der der Hinterhörner. Die Fortsetzung der weissen Hinterstränge bilden die Corpora restiformia*), die der Seitenstränge sind hauptsächlich die Pyra- miden, die der Vorderstränge theils die Pyramiden (und zwar die „inneren Hül- senstränge [Bdrdach] derselben), theils die „Seiten- oder Zwischenstränge der Med. oblongata (zwischen Oliven und Corp. restiformia vergraben). Indessen sind fast alle diese Angaben streitig. Von der Kreuzung im verlängerten Mark wird weiter unten die Rede sein. Ausser den Fortsetzungen der Rückenmarksstränge enthält die Med. oblong, neue, paarige, theils graue, theils wie die Grosshirnhemisphären aussen graue, innen weisse Massen, welche durch Commissuren unter einander verbunden sind, namentlich die Oliven, Nebenoliven, Hypoglossuskerne. Die weitere Verfolgung der Längsstränge zunächst in den Pons Varolii, und die Pedunculi cerebri, ferner in das Cerebelluin ist bis jetzt nicht mit Sicher- heit möglich gewesen. Die Faserverläufe werden um so complicirter, je weiter *) Jedoch ergab ein Fall mit Zerreissung der Corpora restiformia keine Anästhesie (Waters).