Lehrbuch der Speziellen Chirurgie fur Studierende und Arzte : auf Grundlage von E. Alberts Lehrbuch der Chirurgie / neu Bearbeitet von Dessen Schulern G. Alexander [and others] ; herausgegeben von J. Hochenegg.
- Date:
- 1907-1909
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Credit: Lehrbuch der Speziellen Chirurgie fur Studierende und Arzte : auf Grundlage von E. Alberts Lehrbuch der Chirurgie / neu Bearbeitet von Dessen Schulern G. Alexander [and others] ; herausgegeben von J. Hochenegg. Source: Wellcome Collection.
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![Wie an anderen serösen Häuten, so unterscheiden wir auch am Peritoneum eine Pars parietalis und eine Pars visceralis. Der viszerale Anteil des Bauchfelles überzieht einige Organe der Bauchhöhle vollständig, wie z. B. die dünnen Därme. Dieselben sind im ( avum peritonei nach allen Richtungen frei beweglich; bei diesen Organen haftet die Serosa iimig an ihrer l'nterlage. Bei anderen Organen, die, wie z. B. die Harnblase, nur an einem Teile ihrer Oberfläche einen Peritonealüberzug erhalten, ist die Serosa nur in ganz lockerer Verbindung mit ihrer Unterlage. Dadurch ist es ermöglicht, daß bei der Volums- zunahme dieser Organe der im leeren Zustande in Falten verlaufende peritoneale Überzug gleichsam entfaltet wird. Ähnlich sind die Verhältnisse bei allen anderen Organen, die nur zum Teil von Peritoneum bedeckt sind. Es gilt dies hauptsächlich von jenen, die aus dem kleinen Becken ins Cavum peritonei, hineinragen bzw. aus der Bauchhöhle durch das kleine Becken ziehen, also, wie schon erwähnt, für die Harnblase, das weibliche Genitale uiul den Mastdarm. Das Peritoneum parietale der vorderen Bauchwand schlägt sich auf den Scheitel der Blase über, bedeckt die hintere Wand derselben, tritt dann beim Manne auf die vordere Wand des Rektum und bildet so die Excavatio vesico-rectalis oder den I)ouglass(:hen Raum. Beim Weibe stülpt sich vom kleinen Becken her der Tractus genitalis in den Peritonealsack ein, so zwar, daß Tuben und Ovarien voll- ständig mit Serosa bedeckt sind, der Uterus an seiner vorderen Pläche vom Isthmus angefangen, an seiner Hinterfläche durchwegs einen Peritonealüberzug hat; auch das Scheidengewölbe ist in seinen hintersten Partien auf eine kurze Strecke vom Peri- toneum bedeckt. Der Douglassche Raum, beim Manne zwischen hinterer Blasen- und vor- derer Roktumfläche gelegen, beim Weibe dagegen zwischen hinterer Uterus- und vorderer Mastdarm wand ausgebreitet, hat eine sehr wechselnde Tiefe. Seine obere Grenze wird beiderseits durch eine Falte gebildet (Plica Douglasii), die vom Uterus bzw . der Harnblase zum Rektum zieht. Es ist individuell sehr verschieden, wie weit das Peritoneum an der Vorderfläche des Mastdarmes nach abwärts reicht. Stets ist der Peritonealüberzug der vorderen Rektalfläche so geformt, daß die Serosa mehr oder weniger spitzwinkelig, zungenförmig an der Mastdarmfläche nach abwärts sich erstreckt. Nach oben zu verbreitert sich der Peritonealüberzug immer mehr, so daß die obersten Partien des Mastdarmes oft schon ringsum vom Bauchfell bedeckt sind uiul das kurze Mesorektum bzw. Mesosigma am Übergange des S romanum in den Mastdarm gewöhnlich einen Peritonealüberzug hat. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich, daß wir an der vorderen Wand der Harn- blase und an deren Grund, an der Prostata, den Samenbläschen, der Urethra, an der Scheide, mit Ausnahme des kleinen von Peritoneum überkleideten Bezirkes am hin- teren Scheidengewölbe, und endlich am Endstück des Mastdarmes operieren können, oiine das Peritoneum zu verletzen. Das Innere der Bauchhöhle wird durch das Mesocolon transversum in eine o])ere und eine untere Hälfte geteilt. Die Haftlinie des Mesocolon transversum, die gegeben ist durch die Anwachsung des Mesocolon ascendens und Mesocolon dcscen- dens an die hintere Bauchwand, zieht ober der Flexura duodeno-jejunalis hinweg, so daß das Mesocolon transversum ober und vor dem Konvolut der dünnen Därme liegt. Die Linie, welche die Flexura coli dextra mit der Flexura coli sinistra verbindet, entspricht der Verbindungslinie zwischen den Knorpeln der beiden 9. Rippen. Das t^uerkolon ist aber länger als diese Linie, verläuft daher in einem nach oben kon- kaven Bogen von rechts nach links. In manchen Fällen ist der Längenunterschied so groß, daß das Querkolon, besonders wenn es gefüllt ist, vorn an den Eingang ins kleine Becken zu liegen kommt. Die untere der durch diese quere Scheidewand gebildeten Hälften der Bauch- höhle wird wieder durch die Ansatzlinie des Mesenteriums in eine rechte und linke Hälfte geteilt. Diese Ansatzlinie verläuft nicht genau in der Mittellinie von oben nach unten, sondern zieht von links oben, der Höhe des 2. Lendenwirbels entsprechend, nach rechts unten über die Mittellinie gegen die rechte Darrabeingrube. An Faltenbildungen des Peritoneum seien die folgenden als besonders wichtig hervorgehoben: 1. Das Ligamentum Suspensorium hepatis. Dasselbe inseriert sich an einer Linie, die an der vorderen Bauchwand am Nabel beginnt und über die Zwerch- fellkuppe nach rückwärts verläuft, verwächst dann mit der oberen Fläche der Leber bis an die Tncisura hepatis und teilt so die Leberoberfläche und den Spalt ober der Leber in zwei Teile, dem rechten und dem linken Lappen entsprechend. Es setzt 1*](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b21536478_0015.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)