Die Behandlung der Schusswunden des Kniegelenks im Kriege / von Ernst Bergmann.
- Bergmann, Ernst von, 1836-1907.
- Date:
- 1878
Licence: Public Domain Mark
Credit: Die Behandlung der Schusswunden des Kniegelenks im Kriege / von Ernst Bergmann. Source: Wellcome Collection.
Provider: This material has been provided by The Royal College of Surgeons of England. The original may be consulted at The Royal College of Surgeons of England.
58/62 (page 56)
![sic verband. Die Tabelle zeigt, dass je früher verbunden wurde, desto besser meine Patienten fuhren und dass die schlimmen Fälle der j Verband-Application des dritten Tages angehören. Hier darf freilich angenommen werden, dass die Störung schon angelegt und eingeleitet | war, die sich später ganz regelmässig und primo loco durch das Fieber 1 verrieth. Nur die zeigten Fiebertemperaturen, bei denen es zur eitrigen \ Entzündung in und am Gelenke kam. Fast bei allen, bei welchen der j Verlauf nicht einfach, glatt und glücklich war, stellten sich die ent- .] zündlichen Störungen verhältnissmässig früh schon -ein. Meine Herren! Ein Beispiel habe ich Ihnen vorführen wollen i guter Erfolge unter schweren, äusseren Verhältnissen, eines atypischen i Verbandes, welcher wie die Lister’sche Regel bestrebt war, den Kennt- j nissen zu entsprechen und dem Wissen gerecht zu werden, welches j wir von den Bedingungen der Wundheilung besitzen. Erfolge müssen 1 wir nicht bloss mit dem erprobten Apparate zu erzielen suchen, son- i fl dem auch mit den Mitteln, zu welchen die Noth uns greifen heisst, j wenn wir nur diese in dem vollen Verständniss unserer chirurgischen I Wissenschaft wählen und combiniren. Nicht nach der Schablone, son- : dern in jedem einzelnen Falle nach erschöpfender Würdigung seiner 1 Eigenthümlichkeiten, werden wir uns auch heute an das Verbinden der 1 Wunden machen. Diejenige Regel, welche wie die des Lister’schen Ver- bandes, uns solches Eingehen und Vertiefen in den Einzelfall zur be- sonderen Pflicht macht, ist schon desswegen eine empfehlenswerthe. ! Wie es wahr ist, dass wir heute so weit gekommen sind, um die offenen und frischen Wunden unserer Patienten vor den Noxen der _ Aussen weit zu schützen, so ist es auch wahr, dass wir diesen Schutz ihnen nur dann angedeihen lassen können, wenn jeder Einzelfall in seiner besonderen Weise unser Thun und Lassen bestimmt. Die Uebungsstätte hierfür ist nicht der Verbandplatz, in der ihn beherrschenden Noth des Augenblicks, sondern die Klinik mit all’ den ■ Hülfsmitteln, die ihr zu Gebote stehen sollen. Sie ist der Ort, auf welchem wir die Forderungen unserer Wissenschaft ins Leben über- tragen, wo wir die Kenntnisse, die wir erwarben und sammelten, fruchtbar zu machen suchen. Die klare Erkenntniss von dem, was wir wollen und von dem, was unsere chirurgischen Methoden und Regeln sollen, führt uns zu rechter Anwendung der als richtig er- ^ kannten Maxime. Dazu soll Ihnen, meine Herren, die Sie mir heute j zuerst als Schüler gegenüber treten, zweierlei verhelfen: das reiche](https://iiif.wellcomecollection.org/image/b22368966_0058.jp2/full/800%2C/0/default.jpg)